Joan Baez:
Die große alte Dame des politischen Liedes in den USA hat ihre Abschiedstournee gestartet. An unzähligen Protestaktionen hat sie seit den 1960er Jahren teilgenommen bzw. sie initiiert. Erinnert sei an ihr Engagement gegen den Krieg des US-Imperialismus in Südostasien, 1972 reiste sie in der Weihnachtszeit mit einer Delegation der Friedensbewegung nach Nordvietnam. Dort wurde sie von der US-Militäraktion Operation Linebacker II (bekannt auch als „Christmas Day Bombing“) überrascht, bei der die US-Luftwaffe Hanoi zwölf Tage lang massiv bombardierte; viele Menschen wurden dabei getötet, die Stadt schwer beschädigt. Baez und ihre Mitreisenden überlebten den Angriff. Das 1973 erschienene Album „Where Are You Now, My Son?“ gibt im gleichnamigen vertonten Gedicht, das mit live aufgenommenen Tonbandaufzeichnungen des Geschehens vor Ort untermalt ist, in einer Länge von etwa 21 Minuten die Eindrücke von Joan Baez’ Erleben in Hanoi wieder. Mehrere Konzerte wird es in Deutschland geben, die beiden ersten sind für den 25. März in Frankfurt und für den 26. März in München geplant. Wer Konzerte von ihr in den letzten Jahren im TV oder Streaming-Dienste sehen und hören konnte, wird von ihrer immer noch ausdrucksstarken Stimme begeistert sein, aber auch von ihrer klaren und eindeutigen Haltung zur US-Politik.
Karriere
Der Deutsche Kulturrat, unterstützt durch die Staatsministerin Monika Grütters, hat sich was Tolles ausgedacht, um Frauen in der Kulturwirtschaft in ihrer Karriereplanung zu fördern. Im Rahmen eines dreijährigen „Projekts“ (alles heißt heute so), sollen drei „Mentoring-Runden“ durchgeführt werden. Gedacht ist daran, dass 15 Künstlerinnen und Künstlerinnen, die bereits erfolgreich am „Markt“ agieren, als exzellent in ihrem Fach gelten und auf ein ausgeprägtes Netzwerk zugreifen können, Bewerberinnen, die noch am Anfang ihrer „Karriere“ stehen, mit strategischer Karriereberatung, praxisbezogener Unterstützung und der Verortung der Förderfähigen in der Kultur-Community die weiteren beruflichen Schritte zu ermöglichen. Man hat auch sehr genaue Vorstellungen von denen, die sich für das Programm bewerben: Sie sollten sehr gut ausgebildet sein und entweder bereits anspruchsvolle Berufsstationen im gemeinnützigen oder privatwirtschaftlichen Kultur- und Medienbereich absolviert haben oder entsprechende Ausstellungen, Projekte oder Auszeichnungen vorweisen können. Sie alle sollten sich zudem dadurch auszeichnen, dass sie eine Führungsposition anstreben. Und da kommt das Projekt auf den Punkt: Nicht Kreativität und eigenständiges Denken und Handeln sind gewünscht, sondern geschmeidiges Agieren am Markt.
Blass und müde
Wer gehofft hatte, die Oscar-Nacht vom letzten Wochenende würde ein Zeichen setzen für Frauen in der Filmwirtschaft, es würden klare Positionen bezogen in der Wertschätzung für Künstlerinnen und ihre Filme, wurde enttäuscht. Frances McDormand, sie erhielt den Oscar als beste Darstellerin, forderte mit einer großen Geste alle Frauen im Saal, die für einen Oscar nominiert worden waren, auf, sich zu erheben. Ihnen allen, sagte McDormand, solle man nachher auf der Party oder auch später gut zuhören und dann ihre neuen Projekte tatsächlich finanzieren. Denn allein darum geht es am Ende: dass die Filme von Frauen aus der Sicht von Frauen über Frauen auch gedreht werden. Das war es dann aber auch, die wichtigsten Preise gingen an andere Filme und Protagonisten, der Fantasy-Film „Shape of Water“ räumte vier Oscars ab, ein freundliches Stückchen über die „grenzenlose Kraft der Liebe“, das sich sich als zeitgemäßer Kommentar gegen die Ausgrenzung von Andersartigen versteht. Preiswürdig war der Film, weil er eine Hommage an Hollywood ist und solche Filme feiert die Academy immer besonders gerne.