Kultursplitter

Von Herbert Becker

Ausstieg aus Unesco

USA und Israel wollen UN-Kulturorganisation verlassen, das hatte sich schon seit Jahren angekündigt. Nachdem nun die Organisation Palästina aufgenommen hat, schien dies der Trump-Administration und damit abgestimmt der rechten israelischen Regierung der richtige Zeitpunkt. Schon seit Jahren hatten die USA ihre vertraglichen Zahlungen an die Unesco zurückgehalten, weil angeblich israelfeindliche Beschlüsse bzw. Tendenzen die Organisation bestimmten. Noch-Bundesaußenminister Gabriel sagte, es gebe keinen Zweifel daran, dass Deutschland die Unesco weiterhin unterstütze und Mitglied bleibe. Der Austritt soll Ende Dezember 2018 wirksam werden. Bekannt ist die Organisation für ihre Anstrengungen, das Bildungs- und Erziehungswesen in ärmeren Ländern zu fördern, sie betraut die „Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten“ und führt die Listen zum Weltkulturerbe. Der Etat der UN-Organisation liegt bei knapp 500 Millionen Euro, bisher trugen die USA rund 20 Prozent. Wer das auffangen wird ist unklar und ob die politische Arbeit der Unesco neue Wege gehen wird, ebenfalls.

Kritik am digitalen Wandel

Der in diesem Jahr zum dritten Mal verliehene Frank-Schirrmacher-Preis der FAZ geht an den US-amerikanischen Romanschriftsteller Jonathan Franzen. Nachdem im letzten Jahr der unsägliche Michel Houellebecq ausgezeichnet wurde und schlimmes Zeug redete, scheint der Stiftungsrat genug von Provokationen zu haben. Der mit 20 000 Schweizer Franken dotierte Preis wird für „herausragende Leistungen zum Verständnis des Zeitgeschehens verliehen“ und soll an den Publizisten Frank Schirrmacher erinnern, der bis zu seinem Tod im Juni 2014 Mitherausgeber dieser Zeitung war. In Deutschland bekannt wurde Franzen mit seinem dritten Roman „Korrekturen“, einer klassischen Mittelstandsgeschichte aus dem Mittleren Westen der USA, sein fünfter und zur Zeit letzter Titel „Unschuld“ springt dann auf den beliebten Zug auf, die DDR, die Stasi und das Internet für alles Mögliche verantwortliche zu machen. Bei der Preisverleihung in Zürich kritisierte der Schriftsteller die sozialen Medien. Sie machten die Welt zu einem intoleranten Ort, der nur Konformisten toleriere und alle anderen mit Hass überziehe. Hört die Bourgeoise gerne und mit Wohlwollen, denn hier fehlt noch die vollständige Kontrolle und der entsprechende Einfluss.

Babylon Berlin

Ein richtig großes Ding hat die ARD gemeinsam mit dem Pay-TV Sender Sky gedreht. Nach dem Roman von Volker Kutscher, der seinen Kommissar Gereon Rath den Kampf gegen das organisierte Verbrechen in der Glitzermetropole Berlin ermitteln lässt, ist eine 16 Stunden dauernde Serie produziert worden. Die Ausstrahlung erfolgt zunächst beim Bezahlsender Sky wöchentlich ab dem 13. Oktober 2017 als Doppelfolge. Ende 2018 soll der Film dann im Ersten zu sehen sein, wobei die Serie bereits vor der linearen Ausstrahlung in der ARD Mediathek abrufbar sein soll. Genau an dieser Geschäftspolitik der ARD gibt es reichlich Kritik, aber mit dem Verweis, dass die Serie bereits in Länder wie die USA, Australien, Spanien, Italien, Frankreich, Russland, alle skandinavischen Länder, die Niederlande, Belgien, Kasachstan, Aserbaidschan und die Ukraine verkauft worden sei und damit die enormen Kosten überhaupt gerechtfertigt werden könnten, kontert der Senderverbund. Dass in diesen Ländern die Serie auch erst und manchmal nur in Bezahlsendern zu sehen sein wird, bleibt unerwähnt. Wenn man „quotenmeter.de“ glauben kann, dann sahen die erste Doppelfolge der Serie am 13. Oktober 2017 insgesamt 169000 Zuschauer bei Sky 1, ein durchschnittlicher „Tatort“ in der ARD kommt auf mehr als 5 Millionen Krimifreunde.

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"Kultursplitter", UZ vom 20. Oktober 2017



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