Vorbildlich?
Knapp eine Woche nach dem G20-Gipfel waren gut 2 000 Polizisten zu einem Sonderkonzert in der Hamburger Elbphilharmonie eingeladen. Das Hamburger Abendblatt hatte gesponsert, Innenminister de Maizière dankte den Beamten aus dem gesamten Bundesgebiet für ihren Einsatz während des Treffens der Staats-und Regierungschefs. Er habe vollen Respekt für die Arbeit der Polizisten, sagte der Minister. Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Scholz kam zu dem Konzert. Anstelle von Beethoven gab es J. S. Bach und natürlich waren die Eingeladenen begeistert. Eine solche Veranstaltung könnte ja ein Vorbild werden: Für alle, die sich qua Beruf oder ehrenamtlich um Flüchtlinge kümmern, für Pflegekräfte und alle, die sich unermüdlich und aufopferungsvoll um Kranke und Alte sorgen, um Erzieherinnen und Lehrkräfte, die tagtäglich in viel zu großen Klassen mit Kindern und viel Lärm, wenig Anerkennung finden.
Verletzlich
Vor 125 Jahren wurde Walter Benjamin geboren, der Philosoph und Kulturwissenschaftler fand erst lange nach seinem Tod die Aufmerksamkeit und Würdigung, die sein Werk verdient. Benjamin unternahm den Versuch, den dialektischen und historischen Materialismus mit der jüdischen Denktradition und den künstlerischen Anstrengungen seiner Zeit fruchtbar zu verbinden. Auf der Flucht vor der Gestapo nahm er sich in den Pyrenäen 1940 das Leben.
Seinem Schmerz über den Verlust des Freundes verlieh Bertolt Brecht Ausdruck. Eines dieser Gedichte trägt den Titel „Zum Freitod des Flüchtlings W. B“.
„Ich höre, dass du die Hand gegen dich
erhoben hast
Dem Schlächter zuvorkommend.
Acht Jahre verbannt, den Aufstieg
des Feindes beobachtend
Zuletzt an eine unüberschreitbare
Grenze getrieben
Hast du, heißt es, eine überschreitbare
überschritten.
Reiche stürzen. Die Bandenführer
Schreiten daher wie Staatsmänner.
Die Völker
Sieht man nicht mehr unter
den Rüstungen.
So liegt die Zukunft in Finsternis,
und die guten Kräfte
Sind schwach. All das sahst du
Als du den quälbaren Leib zerstörtest.“
Verlogen
Noch einmal gibt es einen Wirbel um den chinesischen Dichter Liu Xiaobo. Der gefeierte „Dissident“ und Liebling westlicher Politiker und Medien starb nach langer Krebskrankheit in der letzten Woche in Peking. Zum Skandal machte man sogar, dass der Todkranke nicht mehr medienwirksam ausgeflogen werden durfte. Dass das Nobelpreiskomitee ihm 2010 den Friedenspreis verlieh, passt zu der Reihe unsäglicher Entscheidungen der letzten Zeit, erinnert sei an Obama, die EU oder Juan M. Santos (kolumbianischer Präsident). Gelesen hat sicherlich kaum jemand etwas von Liu Xiaobo, auf Deutsch gibt es wenig und da findet man solche Blüten: „Wir haben mehr als zwanzig Jahre Reformen hinter uns, aber weil sich die Kommunistische Partei selbstsüchtig jegliche politische Macht anmaßt, bleibt von der totalitären Herrschaft nur die politische Zentralisierung und die offene Repression. Gleichzeitig gewinnt seit dem Zusammenbruch der totalitären Sowjetunion der weltweite Trend zu Liberalisierung und Demokratisierung täglich an Kraft.“
Vorausblickend
Die Pressefest-Verantwortlichen der Partei beginnen bereits jetzt mit Überlegungen und Planungen zum (noch nicht endgültig beschlossenen, aber von vielen gewünschten) Pressefest 2018. Mit vielen Künstlerinnen und Künstlern soll frühzeitig gesprochen werden, die LeserInnen sind eingeladen, Namen und Vorschläge zu machen. Also Liedermacher, Bands, Chöre, Interpreten, Theaterleute, Bildende Künstler, Fotografen usw.: links, bunt, laut. Kontakt bitte über den Parteivorstand.