Pracht
Die sogenannten „Paraderäume“ im Dresdner Residenzschloss sind nach Jahren der Renovierung wieder zugänglich. Insgesamt sind es neun besondere Zimmer, die Kurfürst August der Starke 1719 einrichten ließ. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt und blieb jahrzehntelang eine Ruine. Die Sanierung begann 1986, blieb dann lange unentschlossen, erst 1996 begann der Ausbau zum Museumskomplex inklusive der Rekonstruktion der „Festetage“ in historischer Fassung.
2016 begannen die Bauarbeiten, nach drei Jahren und Gesamtkosten von rund 35 Millionen Euro ist der historische Zustand wieder hergestellt. Die Räume machen deutlich, was Feudalismus in seiner öffentlichen Darstellung bedeutete, zum Beispiel das höfische Zeremoniell. Alles war minutiös geplant und geregelt, manche Besucher durften damals nicht über die beiden ersten Zimmer hinaus weitergehen. Ob dafür so aufwendig restauriert werden musste, wo es ansonsten im Freistaat an Geld für aktuelle Kunst fehlt, darf bei allem Wohlwollen gefragt werden.
Rauswurf
Kein unwichtiger Job, denn als Chef der Hessischen Filmförderung kann man viel Geld gezielt verteilen, je nach der politisch-ideologischen Vorgabe. Nun muss Hans Joachim Mendig seinen Posten räumen. 500 Filmschaffende hatten von ihm eine klare Distanzierung von der AfD gefordert, die er nicht geliefert hat. Ein gemeinsames Foto mit dem AfD-Chef Jörg Meuthen hatte er als „privat“ bezeichnet, während Meuthen in der Bildunterschrift von einem konstruktiven „politischen“ Austausch gesprochen hatte. Letztlich ging es aber nicht nur um die Wirkung eines Fotos.
Der Niedergang der kulturellen Filmförderung in Hessen ist ein Musterbeispiel für pseudo-wirtschaftliche ausgerichtete Kulturpolitik, die weniger Künstler als Produzenten im Blick hat. Der ehemalige HR-Redakteur, verantwortlich für Schmonzetten wie „Drei Damen vom Grill“, hatte mit Kino nie etwas zu tun, und geriet nur aus CDU-Kalkül auf seinen Platz. Entsprechend war das Vertrauensverhältnis zwischen den Filmschaffenden und dem obersten hessischen Filmförderer bereits seit längerem gestört. Die Distanzierung aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der staatlichen hessischen Filmförderungsgesellschaft in der vergangenen Woche waren endlich genug Druck, damit das CDU-geführte Ministerium die Trennung von Mendig aussprechen musste.
La Negra
Gerne erinnern wir uns an Mercedes Sosa. Zeit ihres Lebens hat sie sich für die Unterdrückten und Ausgebeuteten eingesetzt und das nicht nur in ihrem Heimatland Argeninien. Dabei fühlte sie sich nach eigener Aussage nicht als Protestsängerin – ein Ausdruck, den sie nicht mochte – sondern wollte mit klugen Texten einfach und ehrlich die Wirklichkeit beschreiben. Sehr sorgfältig wählte sie die Texte aus, wobei sie lateinamerikanische Dichterinnen und Dichter wie Atahualpa Yupanqui, Pablo Neruda oder Violeta Parra bevorzugte, sie hat aber auch Texte von Brecht gesungen.
Sosa wirkte immer überzeugend, bei ihren Konzerten und ihren Einspielungen, weil sie die Zustände aus ihrem eigenen Leben kannte. Sie hat zusammen mit anderen argentinischen Künstlerinnen und Künstlern Anfang der 1960er Jahre die Bewegung „Nuevo Cancionero Argentino“ ins Leben gerufen. Musikalisch in der Tradition von Volksweisen, schildern die Texte soziale Missstände und verlangen gerechtere Lebensbedingungen für die campesinos. Man nannte sie „La Negra“. Als sie am 4. Oktober 2009 starb, ordnete die Präsidentin Christina Kirchner Staatstrauer an. Leider sind ihre CDs nur noch gebraucht zu bekommen, sie hätte es verdient, neu produziert zu werden.