Preis I
Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit Sitz in Essen ist eine der stillen, aber wirkungsmächtigen NGOs in diesem Land. Er verwaltet das Stiftungsvermögen von z. Zt. 640 Stiftungen aus Unternehmen, Organisationen und vermögenden Privatiers. Hauptzweck ist die Förderung von Projekten in den Bereichen Bildung und Wissenschaft und die Frage stellt sich – da „nichts ohne Interesse zustande kommt“ laut Hegel –, was so alljährlich gefördert wird.
In diesem Herbst gab es dann eine größere mediale Aufmerksamkeit, denn der „Wissenschaftspreis“ im Zusammenhang mit der Leibniz-Gesellschaft ging an die Herausgeber aus dem Institut für Zeitgeschichte München für die Edition der Neuausgabe von Hitlers „Mein Kampf“.
25 000 Euro Preisgeld für die jahrelange Arbeit an einer Kommentierung und einem umfangreichen Fußnoten- und Nachweis-Verzeichnis werden ausgeschüttet, obwohl dieses Institut eh über genügend staatliche Mittel verfügt und bei mittlerweile über 80 000 verkauften Exemplaren der Verlag und die Herausgeber im grünen Bereich sind.
In der „jungen Welt“ hatte im Frühjahr sehr ausführlich und gründlich Otto Köhler diese Edition besprochen und war dabei auch auf die Vita der Herausgeber eindrücklich eingegangen, zum Nachlesen unter https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2016/03–19/076.php sehr zu empfehlen. Die Nachricht über die Preisvergabe in Verbindung mit der in mehreren Publikationen zu lesenden harschen Kritik lässt nur den Schluss zu, dass hier im ideologischen Gebälk der Herrschenden das handwerkliche Geschick genutzt wird, um die Einstimmung auf die Positionen von Gauck, Steinmeier, von der Leyen u. v. a. in den verunsicherten Kreisen der Bourgeoisie zu verbessern.
Preise satt
Die Datenkrake Google hat einen sogenannten „Investitionsfonds für Medien“, aus dem sie gerne Unternehmen der Medienwirtschaft mit erklecklichen Summen fördert. Die Aktion von Google ist Teil der „Digital News Initiative“ (DNI), in diesem Jahr werden 24 Millionen Euro ausgeschüttet, unter den Begünstigten sind 22 Projekte aus BRD-Unternehmen.
Wer darf sich denn da freuen, ohne Anspruch auf Vollzähligkeit? Geld bekommen die „Rheinische Post“ Düsseldorf, „spiegel-online“, „Der Tagesspiegel Berlin“, die Berliner „Morgenpost“, die „Deutsche Welle“ und auch die „taz“. Und warum diese und einige andere? Diese Unternehmen sind nicht mehr damit beschäftigt, überhaupt eine Online-Plattform ihrer Printausgabe zu betreiben, hier geht es schon um komplexe Auswertungen von Nutzerverhalten, um Datenverquickungen und Ähnliches. Google fördert dabei solche Projekte wie z. B. von der Redaktion der „Frankfurter Allgemeinen“, die ihre Berichte mit Metadaten so kennzeichnet, dass die Algorithmen von Google diese als „Faktenchecks“ erkennen können.
Nicht schlecht, wird man in den Chefetagen der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage denken. Wir bekommen auch noch Geld dafür, dass unsere Leser, eigentlich Nutzer, sich noch mehr an uns binden, vermeintlich seriösen Zusatznutzen erhalten und wir richtig viele und „echte“ Daten über Interessen, Neigungen und Bedürfnisse bekommen. Dass Google dank der entwickelten Software dann auch jede Menge Daten erhält ist wohl nur ein Kollateralschaden.
Und Google freut sich, denn mit den paar Millionen solche und ähnliche Zugriffe in der Medienwirtschaft frei Haus geliefert zu bekommen ist ein richtiges Schnäppchen.
Preisverweigerer
Nun hat Bob Dylan der Schwedischen Akademie abgesagt, am 10. Dezember nach Stockholm zu kommen, um Urkunde und Preisgeld abzuholen. „Andere Verpflichtungen“ hielten ihn ab, vielleicht ist es die höfliche Formulierung für „Ich hab‘ keinen Bock“. Den Nobelpreis-Statuten zufolge obliegt es den Preisträgern allerdings, innerhalb eines halben Jahres (gerechnet vom 10. Dezember an) einen Vortrag zu einem für ihr Werk relevanten Thema zu halten. Ob er das dann leisten wird? Und wenn ja, darf man auf Form und Gestaltung gespannt sein.