Kultursplitter

Aufklärung notwendig
Die für die hervorragende Ausbildung bekannte „Staatliche Ballettschule Berlin“ ist in Turbulenzen geraten. Seit September 2019 gingen bei der zuständigen Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie anonyme Vorwürfe gegen die Schulleitung und einzelne Lehrkräfte ein. Behauptet wurde eine ganze Reihe von Übergriffen bis hin zu sexuellen Nötigungen, im Januar 2020 kam dann noch ein anonym zugesandtes Dossier hinzu, in dem ausführlich Beschuldigungen genannt werden, ohne aber Quellenangaben für die Vorwürfe zu nennen. Die Schulaufsicht ist nun gefordert und hat eine Kommission eingerichtet, die die Vorwürfe gegen die Ballettschule umfassend prüfen soll. Im Zentrum steht, so die zuständige Senatorin Sandra Scheeres (SPD), die Prüfung, ob das seelische und körperliche Wohl von Schülerinnen und Schülern der Ballettschule unzureichend geschützt wurde. Gut ist, dass den Vorwürfen intensiv nachgegangen wird, obwohl bisher niemand sich öffentlich oder der Kommission gegenüber gemeldet hat. Gut ist auch, dass keine Vorverurteilung stattfindet, auch die hysterische Berliner Presse hält sich – noch – zurück. Ein erster „Studientag“ unter externer Moderation zum Thema hat letzte Woche an der Schule stattgefunden.

Heimweg versperrt
Obwohl ein türkisches Gericht sie vor einigen Tagen von Terrorvorwürfen freigesprochen hat, schließt die in Deutschland im Exil lebende Schriftstellerin Asli Erdogan eine Rückkehr in ihre Heimat Türkei aus. Sie laufe sonst Gefahr, erneut festgenommen zu werden, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Eine weitere Festnahme würde für sie den Tod bedeuten, denn sie ist schwer krank und dies, seitdem sie von August 2016 bis Ende Dezember 2016 in einem türkischen Hochsicherheitsgefängnis unter konstruierten Vorwürfen einsaß. Sie kam zwar unter Auflagen frei und konnte im September 2017 nach Deutschland ausreisen, aber es geht ihr nicht gut. Sie sei sehr überrascht über ihren Freispruch, denn alles, was sie in Interviews oder an anderer Stelle sage, könne in einem erneuten Verfahren gegen sie verwendet werden, so die Autorin. Asli Erdogan hatte Kolumnen für die kurdische Zeitung „Özgür Gündem“ verfasst. Die Justiz hatte ihr vorgeworfen, damit die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK zu unterstützen. Zwei Bücher, ins Deutsche übersetzt, seien empfohlen: Der Essayband „Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch“ aus dem Jahr 2017 und der Roman „Das Haus aus Stein“, im letzten Jahr erschienen.

Dummer Streit
Anfang März erscheint das neue Buch von Krimiautor Wolfgang Schorlau, vielen Leserinnen und Lesern bekannt für seine akribisch recherchierten Texte über die kriminellen Machenschaften von Konzernen und Geheimdiensten. Jetzt gibt es einen Sturm im Wasserglas, denn die Autorin Petra Reski erhebt den Vorwurf, Teile des Romans stammten aus ihrer Feder. Schorlau bestreitet dies. Er habe den in Italien angesiedelten Roman „Der freie Hund“ gemeinsam mit dem Schauspieler Claudio Caiolo verfasst. Während der Arbeit daran hätten sie auch Petra Reski in Venedig besucht, da diese sich viel mit der Mafia, mit dem Massentourismus und der Situation durch Kreuzfahrtschiffe in der Lagune beschäftige. Im Nachwort steht eine Danksagung, und dies war Anlass für Reski, sich einen Anwalt zu nehmen und per Gerichtsbeschluss eine Änderung des Nachworts in der zweiten Auflage des Buches durchzusetzen zu wollen. Reski wirft den beiden vor, dass sie in dem Buch „mehr oder weniger hemmungslos meine Arbeit plündern: meinen Blog, meine Bücher, meine Krimis, ja sogar meine Facebook-Einträge“.

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"Kultursplitter", UZ vom 21. Februar 2020



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