Kultursplitter

Schluss und gut ist
Es gibt für alles und jedes Fans und Unterstützer, Online-Petitionen, Offene Briefe, Facebook-Gruppen und einiges mehr. Herzerwärmend ist nun der Protest gegen den Beschluss der ARD-Programmkonferenz, die Fernsehserie „Lindenstraße“ am 29. März 2020 einzustellen. Es gibt wohl ein Millionenpublikum, das sich Sonntag für Sonntag zur frühen Abendzeit die Dauerserie reinzieht. Manche der Darstellerinnen und Darsteller genießen Kultstatus, manche Folgen waren Aufreger ob der Themen. Womöglich ist es gerade der linksliberale Geist der „Lindenstraße“, der einigen Programmverantwortlichen ein Dorn im Auge ist. Sie lassen es lieber „Rote Rosen“ regnen, auf dass das deutsche Fernsehpublikum im Dornröschenschlaf versinkt. Die Serienproduktion hält sich bei den Produktionskosten im überschaubaren Rahmen, aber die internationale Vermarktung klappte nicht. Wenn aber dann die Fans sogar vom „Kulturgut Lindenstraße“ reden, wird die ganz große Keule geschwungen. Bei aller Wertschätzung für die Macher und aller Sympathie für die treuen Zuschauer, aber ob sich lohnt, dafür aus allen Rohren bis zum Fernseh-Boykott zu schießen, ist doch fraglich.

China-Bashing
Das Coronavirus verdirbt Entertainern und Künstlern das Geschäft. Zahlreiche Konzerte und Shows werden abgesagt – nicht nur in China, sondern in weiten Teilen Asiens. Der Hongkonger Schlager- und Popstar Andy Lau verzichtet auf Auftritte in seiner Heimatstadt – die Konzertorganisatoren verwiesen auf die Wichtigkeit, die Gesundheit und Sicherheit des Publikums zu schützen. In Südkorea leidet die auch international angesagte K-Pop-Szene. Im In- und Ausland sind Shows auf Wunsch von Fans, die sich um das Wohl der Stars sorgen, gestrichen worden. Bereits Ende Dezember hatte das renommierte Bostoner Symphonieorchester seine Tour auf dem Kontinent verschoben, das Hongkong Philharmonic Orchestra strich fünf Konzerte. Auch die Kunstwelt Asiens leidet, besonders in Hongkong. Art Basel Hongkong, eine der renommiertesten Kunstmessen Asiens, prüft aktuell, ob eine für März geplante jährliche Veranstaltung stattfinden soll. Keine Absagen zur Weltleitmesse „Ambiente“, die am Freitag nächster Woche eröffnet werden soll, liegen bisher vor. Im vergangenen Jahr waren bei dieser Messe noch 601 Firmen aus der Volksrepublik und stellten die zweitgrößte Ausstellergruppe. Wenn die Panikmache anhält, wird sich bestimmt mehr als ein Politiker finden, der vor dem Messebesuch warnt.

Wie weiter?
Der Eintritt in die Dauerausstellung des Essener Kunstmuseums Folkwang bleibt frei. Die Krupp-Stiftung werde die Finanzierung für weitere anderthalb Jahre übernehmen, teilten die Stiftung und die Stadt Essen mit. Danach wird die Stadt für dauerhaft freien Eintritt in das renommierte Kunstmuseum sorgen. Wie sie das leisten will, sagt sie leider nicht. Zu befürchten ist, dass aus dem schmalen Kulturetat der Stadt durch Streichungen und Kürzungen bei anderen Aufgaben die Finanzierung gesichert wird. Bereits seit 2015 ist der Eintritt in die Ständige Sammlung für Besucher kostenlos. Die Krupp-Stiftung hat dies mit einer Million Euro ermöglicht. Den Angaben zufolge ist das Museum Folkwang das erste große deutsche Kunstmuseum mit einem dauerhaft kostenlosen Eintritt. Seit der Einführung sind die Besucherzahlen deutlich gestiegen, die Anzahl der Besucher der Ständigen Sammlung hat sich im vergangenen Jahr gegenüber 2014 mehr als verdreifacht – auf knapp 116.000. Bei Kindern und Jugendlichen sei es sogar eine Verfünffachung gewesen. Der Besuch lohnt sich, die klassische europäische Moderne ist Schwerpunkt der Sammlung.

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"Kultursplitter", UZ vom 7. Februar 2020



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