Kultursplitter

Unverschämt gierig

Am 29. Januar 2020 nimmt sich der Ausschuss für Kultur und Medien des Bundestages der Causa „Forderungen des Hauses der Hohenzollern“ an. Bisher eiert die Bundesregierung, will es sich mit den Adligen, ihren Befürwortern in den Medien nicht verscherzen und dennoch wie auch immer den Unverschämtheiten nicht nachgeben. Die Fraktion der Partei „Die Linke“ hat für die Beratung einen Antrag gestellt, dass die Bundesregierung aufgefordert wird, bei keinerlei außergerichtlichen Absprachen in Hinterzimmern mitzumachen, und sollten durch Gerichtsentscheidungen die Nachfahren des Hauses Hohenzollern irgendwas beanspruchen, diese Kulturgüter dem gierigen Zugriff der Adligen zu entziehen. Dafür sollten die Instrumente der Enteignung beziehungsweise der Vergesellschaftung genutzt werden. Zur Erinnerung: Die Erbengemeinschaft des früheren deutschen Kaiserclans und preußischer Könige hätten gerne so einiges wieder zurück in ihre private Verfügung, Liegenschaften, Gemälde und sonstiges Inventar, das den Hohenzollern in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts aus den Händen genommen worden war. Jetzt ist man wieder frech und verspürt Oberwasser, um die reaktionäre Ideologie für sich nutzen zu können.

Sensibel und klug

Vor 100 Jahren, am 20. Januar 1920, wurde Federico Fellini in Rimini an der Adriaküste geboren. Er arbeitete als Journalist und Drehbuchautor, bis er 1950 den ersten seiner insgesamt 24 Filme drehte. Er ist einer der ganz großen italienischen Regisseure, darf in einem Atemzug genannt werden mit Rosselini, de Sica und Pasolini. Mit Filmen wie „La Strada“, „Achteinhalb“, „La Dolce Vita“ und „Amarcord“ schrieb er Filmgeschichte: pralle, dralle, tragische und komische, farbenfrohe und sinnenfreudige Filme. Obwohl Fellini eigentlich nie politische Filme gemacht hat, sondern immer ganz persönliche, poetische Erfindungen, ist er oft von konservativen, reaktionären Kreisen dafür kritisiert worden, dass er eine schöne, brave Welt nie zeigen wollte. Eine Aktualität im politisch-sozialen Sinne ist greifbar, wer „La Strada“, eine Geschichte von Gewalt und Unterdrückung, oder „Amarcord“ über das faschistische Italien seiner Jugend gesehen hat, versteht die Ablehnung durch die herrschende Bourgeoisie. Fellini wurde mehrfach für einen Oscar nominiert, 1993 erhielt er dann einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.

Diebesgut zurück

Die im größten Kunstkrimi der DDR gestohlenen Gemälde tauchten nach 40 Jahren wieder auf. In der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember 1979 wurden fünf bedeutende Gemälde aus der Sammlung im Schloss Friedenstein in Gotha gestohlen. Die Beute bestand aus Werken von Jan Brueghel dem Älteren, Anthonis van Dyck, Frans Hals, Hans Holbein und Jan Lievens, einem Zeitgenossen Rembrandts. Obwohl sofort alle verfügbaren Ermittler auf den Fall angesetzt wurden, wurden die Diebe nicht gefasst und die Bilder nicht gefunden. Bis sich nach fast 40 Jahren ein Anwalt beim Gothaer Oberbürgermeister meldete, sein Mandant wolle die Bilder zurückgeben. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung ist jetzt klar, dass es sich dabei um die aus Schloss Friedenstein gestohlenen Werke handelt, aber dass nicht alle früheren Zuschreibungen gelten können. Die Bilder von Frans Hals und Hans Holbein seien authentisch, aber Jan Brueghels „Landstraße mit Bauernwagen und Kühen“ gelte nur noch als Werkstatt-Arbeit, Anthonis van Dycks „Selbstbildnis mit Sonnenblume“ sei eine zeitgenössische Kopie, und ob der „Alte Mann“ wirklich von Jan Lievens gemalt wurde, sei noch unklar. Finderlohn wird nicht gezahlt, darauf habe der Mandant des Anwalts keinen Anspruch.

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"Kultursplitter", UZ vom 24. Januar 2020



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