Kultursplitter

Dumme Statistik
Nach einer Meldung des Börsenvereins für den Deutschen Buchhandel sei Göttingen die Stadt mit der höchsten Buchhandelsdichte in Deutschland. Bei knapp 120.000 Einwohnern gab es dort zum Zeitpunkt der Zählung genau 18 Buchhandlungen samt Antiquariate, also ein Buch-Laden für je 6.600 Einwohner. Auf Platz zwei folgt Heidelberg mit einer Buchhandlung für je 7.300 Einwohner, auf dem dritten Platz liegt Regensburg mit einer Buchhandlung für je 7.800 Einwohner. Dass alle drei genannten Städte bekannt dafür sind, große Universitäten und sonstige Hochschulen zu haben, spielt doch wohl dieser Statistik in die Karten, denn alleine in Göttingen studieren über 31.000 zumeist junge Menschen, in Heidelberg und Regensburg sind es jeweils auch über 30.000 Studierende. Bekanntlich brauchen die für ihr Studium das eine und das andere Buch, deshalb die oft darauf orientieren Firmen. Macht man aber eine Statistik nach den ständigen Einwohner, sieht die Sache anders aus: Die meisten Buchhandlungen, nämlich 230 Geschäfte, hat Berlin. Aber dort ist das Verhältnis so, das jeder Laden eigentlich für über 17.000 Einwohner da sein sollte. Schön wär es, leider aber keine Realität.

Amsterdamer Planung
Die Bundesregierung, hier verantwortlich das Auswärtige Amt, unterstützt den Bau des neuen „Nationalen Holocaust-Museums“ in Amsterdam mit vier Millionen Euro. In den Niederlanden habe die „Vernichtungsmaschinerie der Nazis auf grässlichste Weise gewirkt“, sagte Außenminister Heiko Maas. Es gibt zwar bereits ein Museum, dies genügt aber nicht den Ansprüchen an eine umfassende Darstellung und Aufbereitung des damaligen Geschehens. Auch fehlt der Platz für Sonderausstellungen und größere Veranstaltungen. Der Umbau zweier historischer Gebäude zu diesem Museum in Amsterdam ist geplant. Bei den Gebäuden handelt es sich um die Hollandsche Schouwburg, ein Theater, das als Sammelplatz für Deportationen diente, und um die ehemalige reformierte Pädagogikschule, aus der 600 jüdische Kinder gerettet wurden. Von den 140.000 Jüdinnen und Juden, die zum Zeitpunkt der deutschen Besatzung im Mai 1940 in den Niederlanden lebten, wurden 107.000 in die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur rund 5.000 Deportierte überlebten. Die Planung sieht vor, dass Anfang Februar gestartet wird, man will bis zum Jahr 2022 fertig sein. Über die Gesamtkosten wird geschwiegen, was die deutsche Staatsknete also wert ist, erfährt man erst später.

Besser Klappe halten
Eigentlich hatte er seinem Nachfolger auf dem römischen Bischofsstuhl gelobt, sich zurückzuhalten und Treue und Gehorsam zu leisten. Der frühere Papst, Joseph Ratzinger, der sich den Namen Benedikt XVI. gab, hat sich dennoch in die kirchenpolitische Debatte um den priesterlichen Zölibat eingeschaltet. In seinem neuen Buch, das er wohl nicht vorher der zuständigen Kongregation vorgelegt hat und das er mit Kardinal Robert Sarah aus Guinea verfasst hat, versteigt er sich zu dem Vergleich, das Amt von Priestern sei wie eine Ehe. Da der Dienst für Gott vollkommene Hingabe erfordere, scheine es nicht möglich, diese zwei Berufungen gleichzeitig fortzuführen. Wer die Ehe, selbst die katholische, für eine Berufung hält, ist nicht ganz von dieser Welt. Die französische Zeitung „Figaro“ hat jetzt Ausschnitte aus dem Buch veröffentlicht. Benedikt bezieht damit Position gegen die Bischofssynode für das Amazonasgebiet. Diese hatte sich im Oktober 2019 wegen Nachwuchssorgen mehrheitlich für die Priesterweihe von verheirateten Männern ausgesprochen. Der amtierende Papst Franziskus will sich demnächst zu dieser strittigen Frage äußern, der Druck der konservativ-reaktionären Kräfte im Klerus ist eh da.

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"Kultursplitter", UZ vom 17. Januar 2020



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