Preußenwahn
Wie ein trübes Fettauge schwimmt der Hochadel, namentlich das Haus Hohenzollern, auf der Brühe der Bourgeoisie. Nachdem der letzte regierende Blaublüter, Kaiser Wilhelm II, 1918 abdanken musste, hielt man mehr oder minder die Füße still und gab sich mit dem zufrieden, was die Weimarer Republik ihnen noch zubilligte. Seit Jahren werden die Prinzen und ihre Sippschaft jedoch wieder lauter und frecher. Georg Friedrich Prinz von Preußen, so nennt sich das Oberhaupt des Clans, streitet mit Bundes- und Landesbehörden, will die Regelungen von 1926 nicht weiter akzeptieren und pocht auf Rückgaben. Besonders dreist ist die Forderung, ein dauerhaftes unentgeltliches Wohnrecht für die Familie auf Schloss „Cecilienhof“ bei Potsdam zu bekommen. Diese Anlage ist allgemein bekannt als der Ort, wo die Alliierten die Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August 1945 abhielten, um eine Nachkriegsordnung für ganz Deutschland zu beschließen. Jährlich besuchen Tausende Besucher aus aller Welt das Schloss und können sich in der Gedenkstätte über die historischen Ereignisse informieren. Wenn die Hohenzollern dort wieder wohnen und hausen dürfen, wäre damit Schluss. Was die Bestände in diversen Museen angeht, auf die man wieder die Hand legen möchte, so erklärt der Prinz zwar, „das primäre Ziel sei, die Sammlungen in den bestehenden Museen zu erhalten und der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich zu machen“, will aber selbst entscheiden, was wo und wann gezeigt werden darf. Das Gefühl für Macht und Herrschaft ist diesen Figuren wohl genetisch eingepflanzt.
Rückschritt
Vor der 2014 vom damaligen Kulturminister Dario Franceschini (Demokratische Partei) initiierten Museumsreform waren alle 500 staatlichen Museen in Italien dem Kulturministerium unterstellt. Auch flossen bis dahin sämtliche, von den Museen selbst erwirtschaftete Gelder automatisch nach Rom. Das ist seit der Reform anders, das eingenommene Geld kann nach eigenen Erwägungen verwendet oder investiert werden. Aber nun will der neue Kulturminister Alberto Bonisoli (5-Sterne-Bewegung) einheitliche Strukturen schaffen, um so Entscheidungen in Rom treffen zu können, wie zum Beispiel über Leihgaben, die ins Ausland gehen. Außerdem wolle er eine Kontrolle über die Ausgaben der Museen und natürlich die Besetzung der wichtigen Leitungsposten selbst treffen. Während in den letzten Jahren Museumsdirektoren aus vielen europäischen Ländern ihren Job aufnehmen, ist Bonisoli der Meinung, „es gäbe genügend Italiener, die das genauso gut können“. Die ersten Fachleute verlängern schon von sich aus nicht mehr ihre Verträge, sie wollen nicht auf die unfeine Art hinauskomplimentiert werden.
Renommee
In Bonn beraten die Mitglieder der „Exzellenzkommission“, ein von der Bundesregierung installiertes Gremium, bis zum heutigen Freitag darüber, welche Universitäten in Deutschland besonders gefördert werden. Aus 19 Bewerbern werden künftig elf den Titel „Exzellenzuniversität“ tragen dürfen. Das Entscheidungsgremium besteht aus 39 internationalen Fachleuten und den für Bildung zuständigen Ministern von Bund und Ländern. Für die Förderung stehen jährlich 148 Millionen Euro bereit, für fünf Jahre, macht gerade mal 13,5 Millionen für eine Hochschule. Die Exzellenzinitiative hat das ehrgeizige Ziel formuliert, den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken, seine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und Spitzenforschung an deutschen Hochschulen sichtbar zu machen. 2006 ging man an den Start, bisher ist wenig bekannt geworden, was sich an den Hochschulen getan hat, um wissenschaftliche Top-Ergebnisse zu bekommen.