Kultursplitter

Von Herbert Becker

Notre Dame

Der französische Senat hat in der Nacht zum Dienstag in erster Lesung dem Gesetzentwurf zum Wiederaufbau der bei einem Brand schwer beschädigten Kathedrale Notre Dame in Paris zugestimmt. Es gab vorher eine längere, hitzige Debatte, denn nach dem Willen der Regierung sollen Ausnahmen beim Denkmal- und Umweltschutz gebilligt werden, auch die Verfahren bei öffentlichen Ausschreibungen sollen gelockert werden. Präsident Macron will lieber architektonische Effekte als eine möglichst originalgetreue Restaurierung. Das internationale Übereinkommen zum Umgang mit Baudenkmälern, die sogenannte „Charta von Venedig“, will er außer Kraft setzen. Er träumt davon, dass in fünf Jahren der Kirchenbau „noch schöner erstrahlen soll als vor dem Brand“. Die ersten Architekten haben sich bereits mit entsprechenden Ideen gemeldet, der eine kann sich ein begehbares Gewächshaus unter einem neuen Dach vorstellen, der nächste „Stararchitekt“ favorisiert eine scharf in den Himmel von Paris ragende Spitze aus Kristallglas. Als Forscher der Universität Bamberg zwischen 2015 und 2018 detaillierte 3D-Aufnahmen von Notre Dame machten, ahnten sie nicht, welchen Wert ihr Material bald darauf bekommen würde. Sie könnten nun die Daten liefern, um die weltberühmte Kathedrale nach dem verheerenden Brand wieder aufzubauen. Aber Monsieur le Président will bisher davon nichts wissen.

Kleingeld für Theater

Alle Jahre wieder verteilt die Bundesregierung einen kleinen Geldregen an Freie Theater in der Republik. Diesmal bekommen elf Bühnen den Theaterpreis des Bundes und dazu gibt es jeweils 75 000 Euro. Freuen dürfen sich das Theater Thikwa (Berlin), das Piccolo Theater (Cottbus), das Theater Erlangen, die Theaterwerkstatt Pilkentafel (Flensburg), das Boat People Project (Göttingen), die Oper Halle, das Helios Theater (Hamm), das Puppentheater Magdeburg, das Landestheater Schwaben (Memmingen), der Ringlokschuppen Ruhr (Mülheim) und das Theater Rampe (Stuttgart). Die Preisverleihung fand im Theater Gera statt, dafür mussten sich die Preisträger das unsägliche Gerede der Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) anhören: „Wir blicken auf eine unglaublich lebhafte Theaterlandschaft, die in ihrem regionalen Angebot und in ihrem gesellschaftlichen Engagement weltweit ihresgleichen sucht.“ Diese Lobhudelei als Verdrängungsleistung der eigentlich seit Jahren ablaufenden Missachtung der Theaterleute durch Einsparungen, durch die „Schere im Kopf“ bei neuen Produktionen, ist mehr als ärgerlich.

Islamunterricht

In der Debatte um eine Neuordnung des Islamischen Religionsunterrichts an Schulen in NRW haben Islamlehrer weitgehende Reformen verlangt. Die Erteilung der Lehrerlaubnis für die islamischen Religionslehrer und die Genehmigung von Lehrbüchern müssten den tatsächlichen Verhältnissen angepasst werden. So sei es beispielsweise unhaltbar, dass man für eine Lehrerlaubnis eine Tätigkeit in einer Moschee-Gemeinde nachweisen müsse. Auch müsse die Landesregierung Berichte zurückweisen, nach denen die Islamlehrer von Ankara gelenkt und finanziert oder dass die Lehrinhalte von der Türkei diktiert würden. Das schreibt der Verband der Islamlehrerinnen und -lehrer in einer Stellungnahme für den Düsseldorfer Landtag. Ebenso müsse klargestellt werden, dass die Aspiranten wie alle anderen auf Lehramt Studierenden an Universitäten wissenschaftlich ausgebildet werden und danach wie alle anderen ihre schulpraktische Ausbildung (Lehramtsreferendariat) absolvieren. Sobald sie eine Stelle an einer Schule antreten, werden Islamlehrer wie andere Lehrer auch vom Land finanziert.

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"Kultursplitter", UZ vom 31. Mai 2019



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