Kultursplitter

Von Herbert Becker

Viel besser

Die französische Schriftstellerin Maryse Condé ist mit dem alternativen Literaturnobelpreis für ihr Lebenswerk geehrt worden. Sie nahm die mit knapp 25000 Euro dotierte Auszeichnung am letzten Sonntag in Stockholm entgegen. Die Ini­tiative „Die Neue Akademie“ lobte die 81-Jährige als eine große Erzählerin. Zur Begründung hieß es am Freitag: „Maryse Condé ist eine große Geschichtenerzählerin. Sie beschreibt die Verheerungen des Kolonialismus und das Chaos des Post-Kolonialismus mit einer präzisen und eindrücklichen Sprache.“ Ihr Werk über die Gewalt des Kolonialismus in Afrika kann auch bei uns gelesen werden, ihre Bücher sind im Berliner Unionsverlag auf Deutsch erschienen. Für den Preis waren neben der Schriftstellerin noch zwei weitere Autoren nominiert: die kanadische Schriftstellerin Kim Thúy und der britische Science-Fiction- und Fantasy-Autor Neil Gaiman. Die drei Nominierten wurden nach einer weltweiten Online-Abstimmung ausgewählt. Die Initiative will nicht länger tätig sein, sie löste sich nach der Preisvergabe wieder auf. Die Auszeichnung „New Academy Prize in Literature“ wurde in diesem Jahr einmalig anstelle des Literaturnobelpreises vergeben. Dieser wurde wegen einer heftigen Krise der Schwedischen Akademie abgesagt, anstelle der intransparenten Nominierung der Akademie sollte man ab dem nächsten Jahr der Initiative und ihrem Vorgehen folgen.

Kluge Entscheidung

Das Afrikamuseum in Tervuren bei Brüssel ist nach mehrjährigen Umbauarbeiten wieder eröffnet worden.  Dabei fand auch eine ideologische Erneuerung statt: Man sei von einem Kolonialmuseum zu einem Museum des zeitgenössischen Afrikas geworden, sagte der Direktor des Museums, Guido Gryseels. Die Kosten für Renovierung und Erweiterung beliefen sich auf über 65 Millionen Euro. Behandelt wird nun auch die afrikanische Diaspora und die Kolonialgeschichte des Kongo. Ein Großteil der ausgestellten Werke stammt von dort. Der belgische König Leopold II. jedoch, von dem Gedanken an ein Kolonialreich seit langem fasziniert, vereinnahmte 1885 den Kongo als seinen „Privatbesitz“. Nominell war der neu geschaffene Staat vollständig selbstständig gegenüber der Kolonialmacht Belgien. Die einheimische Bevölkerung war von den politischen und militärischen Eliten des Staates ausgeschlossen. Dieser Status jenseits allen Völkerrechts war in der ganzen Kolonialgeschichte einzigartig. Später war der Kongo bis 1960 eine belgische Kolonie und wurde systematisch ausgeplündert, Millionen Afrikaner kamen unter der Terrorherrschaft ums Leben.

Gleichschaltung

Vikor Orbán, ungarischer Ministerpräsident, geht weiter konsequent gegen Institutionen und Initiativen vor, die seiner profaschistischen Ausrichtung entgegenstehen. Nun wird bekannt, dass einer sogenannten „Zentralen Europäischen Presse-und Medienstiftung“ in großem Stil Nachrichtensender, Boulevard- und Sportzeitungen, sämtliche Lokal- und Regionalblätter nicht nur „gespendet“ haben, sondern von ihr kontrolliert und geführt werden sollen. An der Spitze soll Gábor Liszkay stehen, ein früherer Installateur, der sich dank der engen Freundschaft zu Viktor Orbán ein Zeitungsimperium unter den Nagel gerissen hatte. In einer Erklärung gab die Stiftung als eines ihrer Ziele aus, „zum Überleben der ungarischen Pressekultur beitragen“ zu wollen. Heuchlerischer kann man die Gleichschaltung der Medien nicht bemänteln, seit Orbáns Rückkehr an die Macht im Jahr 2010 wird zwar von der Brüsseler EU-Kommission, vom Europarat, von den Bundesregierungen Kritik an seiner Politik angemerkt, mehr passiert aber nicht. Dieses neue Instrument der Regierung macht deutlich, auf welchen politischen und ideologischen Weg sich die ungarische Regierung und ihre Vasallen machen. Von nun an wird es eine totale Kontrolle über die Medien geben, die der Regierung nahestehen.

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"Kultursplitter", UZ vom 14. Dezember 2018



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