Kultursplitter

Von Herbert Becker

Viel Geld

Nach der letzten Sitzung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages wird der Etat für Kultur und Medien 2019 auf gut 1,9 Milliarden Euro festgelegt. Man hat noch mal fast 140 Millionen Euro gegenüber dem erst im Sommer beschlossenen Haushalt 2018 draufgelegt. Wofür das Steuergeld: 33 Millionen Euro zusätzlich für die „Deutsche Welle“, womit deren Gesamtförderung auf 350 Millionen Euro anwächst. Die Regierung ist der Meinung, diesen Sender stärken zu müssen, um im Konzert mit anderen europäischen Auslandssendern weiterhin den Ton angeben zu können. Natürlich ist das nichts gegen die Summen, die die BBC oder die trojanischen Pferde der US-Regierung jährlich für ihre Propaganda ausgeben.  29 Millionen Euro mehr im Eröffnungsjahr soll es für das Humboldt Forum und dessen Entwicklung zu einer internationalen Dialogplattform für globale kulturelle Ideen geben und damit allein im Eröffnungsjahr 2019 insgesamt über 63 Millionen Euro. Angela Merkel feiert die Behörde mit solchen Blasen wie „zu Recht verstehen wir uns in Deutschland als historisch gewachsene europäische Kulturnation“.

Gelungen

Am ersten Novemberwochenende fand zum mittlerweile 23. Mal in Nürnberg die „Linke Literatur Messe“statt. Ein neuer Ort wurde gefunden, die „Kulturwerkstatt Auf AEG“ auf dem Gelände der ehemaligen Industrieproduktion. Die Veranstalter waren zufrieden, sie schätzten die Besucherzahlen gleich den vorherigen Messen ein, mit rund 1500 Besuchern sind reges Treiben und gut besuchte Veranstaltungen zu melden. Auch die Ausstellerbeteiligung lag mit 36 Verlagen auf gleichem Niveau wie in den Vorjahren. Mit 52 Veranstaltungen wurde das Maximum aus den Räumlichkeiten herausgeholt – ebenfalls entsprechend den Vorjahren, hier bleibt anzumerken, dass der Besucher die Qual der Wahl hatte, denn zumeist fanden parallel fünf Buchpräsentationen und Diskussionsrunden statt. Auch mir blieb diese Wahl nicht erspart, entweder Volker Hermsdorf über Fidel Castro oder Bernd Harder über Verschwörungstheorien, entweder Georg Fülberth über Friedrich Engels oder Karl Voßkühler über „Substanz und Differenz“. Den Charme des alten „KOMM“ versprühte der neue Ort nicht, dafür waren die Licht- und Raumbedingungen deutlich besser, das Interesse an den Buchauslagen war nicht nur groß, sondern hoffentlich alle Verlage haben auch gute Umsätze machen können. Bewusst geplant war, dass viele linke Initiativen ihren Platz und ihre Aufmerksamkeit finden konnten, auch bei den Referenten ging es von den Straßenaktivisten bis zum Hochschulprofessor sehr unterschiedlich zu und half, unterschiedliche Zugänge zu Fragen und Antworten zu erhalten.

Protest

Tausende Google-Mitarbeiter haben am Donnerstag letzter Woche weltweit gegen Sexismus, Rassismus und unkontrollierte Macht von Managern in ihrem Konzern protestiert. Weltweit legten Mitarbeiter die Arbeit nieder und verließen vorübergehend ihre Büros. Auch in den USA riefen die Organisatoren des Protests zu solchen Aktionen und Kundgebungen auf. Sie forderten, dass der Google-Mutterkonzern „Alphabet“ einen Arbeitnehmervertreter in seinen Verwaltungsrat aufnimmt sowie gleiche Bezahlung von Männern und Frauen. Aktionen folgen monatelangen Diskussionen über Gleichberechtigung, Sexismus und mangelnde Aufsicht in dem Technologiekonzern. Ob solche Proteste ausreichen, um tatsächlich ein anderes Klima in den Betrieben zu schaffen, bleibt fraglich, denn „Macht ist die einzige Lust, derer man nicht müde wird“, so Oscar Wilde. Die Konzernspitze behauptet, in den vergangenen zwei Jahren habe man 48 Mitarbeiter, davon 13 Manager, wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz vor die Tür gesetzt. Höhere Führungskräfte verließen die Firma mit einem goldenen Handschlag, die Rede ist von bis zu 90 Millionen Dollar.

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"Kultursplitter", UZ vom 16. November 2018



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