Trotz der Versprechungen von Präsident Jair Bolsonaro ist die brasilianische Regierung nicht in der Lage, die mehr als 8 000 kubanische Ärzte zu ersetzen, die das Land verlassen haben, so ein Bericht der „New York Times“.
Nach den neuesten Zahlen waren im April 3 847 öffentliche medizinische Stellen in fast 3 000 Kommunen unbesetzt. Ein Defizit, das durch den Austritt von rund 8 100 kubanischen Ärzten verursacht wird, die Teil des „Mais Medicos“-(Mehr Ärzte)-Programms waren.
Im November 2018 hat das kubanische Gesundheitsministerium angekündigt, sich aus dem Kooperationsprogramm mit Brasilien zurückzuziehen, das seit August 2013 besteht. Das Programm sichert die Gesundheitsversorgung von über hundert Millionen Brasilianern, die bis dahin keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung hatten.
Der Entscheidung der Kubaner waren Angriffe Bolsonaros auf die kubanische Regierung vorausgegangen. Außerdem stellte er immer wieder die Qualifikation der Ärzte in Frage und behauptete, es gebe „keine Beweise“, dass die Kubaner echte Ärzte seien. Er knüpfte ihr Verbleiben im Programm an der Revalidierung ihrer Abschlüsse und den Abschluss individueller Verträge. Die Verträge, die für „Mais Medicos“ mit der Regierung abgeschlossen worden waren, sollten gekündigt und mit den kubanischen Ärzten dafür individuelle Arbeitsverträge vereinbart werden.
Danach kündigte Bolsonaro an, dass seine Regierung „dieses Problem mit diesen Ärzten lösen“ würde. Sechs Monate nach Beginn seiner Amtszeit im Januar fehlen nun überall Ärzte. Besonders betroffen sind die indigenen Gebiete, in denen die Kubaner rund 90 Prozent der Ärzte stellten und die ärmsten Gebiete in mehr als 4 000 Städten.
„In mehreren Staaten haben Gesundheitskliniken und ihre Patienten keine Ärzte“, sagte Ligia Bahia, Professorin an der Universität von Rio de Janeiro, der „New York Times“ und fügte hinzu: „Es ist ein Schritt zurück. Es behindert die Früherkennung, die Überwachung der Gesundheit von Kindern, Schwangerschaften und die Fortsetzung bereits begonnener Behandlungen.“
Laut „Folha de Sao Paulo“ haben mindestens 25 Prozent der brasilianischen Ärzte, die das Programm zwischen Dezember 2018 und Januar 2019 übernommen haben, ihre Stelle bereits wieder verlassen.
Der durchschnittliche Aufenthalt der brasilianischen Ärzte liegt zwischen einer Woche und drei Monaten. Die Hauptgründe für das Ausscheiden sind ihre Wünsche, an attraktiveren Orten zu arbeiten oder eine spezialisierte Ausbildung zu erhalten.
„Die Bereitschaft der kubanischen Ärzte, unter schwierigen Bedingungen zu arbeiten, wurde zu einem Eckpfeiler des öffentlichen Gesundheitssystems“, sagte Bahia. Und jetzt, da die kubanischen Ärzte weg sind, sind diese abgelegenen und ärmeren Gebiete am stärksten betroffen.
In den ersten vier Jahren von „Mais Medicos“ stieg der Anteil der Brasilianer, die eine gesundheitliche Grundversorgung erhielten, von 59,6 Prozent auf 70 Prozent, so ein Bericht der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO), die die Teilnahme Kubas koordinierte.
Der von Bolsonaro provozierte Austritt kubanischer Ärzte aus dem Programm könnte diesen Trend umkehren. Die Folgen sind für Kinder unter fünf Jahren besonders schwerwiegend. Bis 2030 könnte dies zum Tod von bis zu 37 000 kleinen Kindern führen, warnte Dr. Gabriel Vivas, ein Beamter der PAHO.