„Kuba wird seinen Weg gehen“

Markus Bernhardt im Gespräch mit Steffen Soult

Steffen Soult ist Vorsitzender von Buena Vista Leipzig Kuba e. V., buena-vista-leipzig-kuba.blogspot.de, der auf dem UZ-Pressefest mit einem Stand vertreten ist.

UZ: Im Rahmen des kubanischen Festival „La Mariposa“ 2.0. sind noch bis November verschiedene Veranstaltungen in Leipzig geplant. Können Sie eine kurze Auswahl nennen?

Steffen Soult: Ich möchte vor allem auf eine Premierenlesung am 8. September mit der Autorin Petra Gabriel verweisen, deren aktuelles Buch: „Ein Jahr auf Kuba – Auswandern auf Zeit“ im Sommer im Herder-Verlag erscheinen wird.

UZ: Das Festival steht unter dem Motto „Schluss mit der US-Blockade“. Welche Möglichkeiten gibt es hier überhaupt, gegen die US-Blockade mobil zu machen?

Steffen Soult: Es ist schwer gegen US-amerikanische Interessen mobil zu machen. Das Desinteresse ist durch die fehlerhafte Informationspolitik der Mainstreammedien weiter gewachsen. Die US-Blockade gegen Kuba hindert das Land seit Jahrzehnten an einer normalen ökonomischen Entwicklung. Banken etwa, die den Geldverkehr mit Kuba abwickeln, müssen hohe Strafen an die USA zahlen. Noch immer werden Warenlieferungen blockiert und Kuba geheimdienstlich sabotiert. Die Gelder für US-Sabotageprogramme wurden trotz der öffentlich propagierten Annäherung weiter erhöht. Die kürzlich stattgefundenen Proteste gegen Drohneneinsätze vor der US-Basis Rammstein haben gezeigt, welche kraftvolle Bewegung für die Sicherung des Friedens entstanden ist. Wir wollen mit dem Festival zeigen, dass wir gegen die Blockade Kubas sind, die auch von Deutschland unterstützt wird. Gemeinsam mit anderen Solidaritätsbewegungen – wie etwa Cuba Sí – werden wir nicht locker lassen, bis die Wirtschaftsblockade aufgehoben ist und Kuba Entschädigung geleistet wurde.

UZ: In den letzten Monaten kam es jedoch zu deutlichen Verbesserungen des Verhältnisses zwischen Kuba und den USA. Wie bewerten Sie diese Annäherung politisch?

Steffen Soult: Es ist tatsächlich so, dass eine Annäherung stattgefunden hat. Die beiden Länder reden miteinander. Botschaften wurden eröffnet. Präsident Obama war in Kuba, aber wirkliche Ergebnisse für die Menschen fehlen. Kuba muss frei handeln können, die US-Basis bei Guantánamo muss zurückgegeben, das illegale Gefangenenlager geschlossen werden. Eines der Wahlversprechen Präsident Obamas von vor acht Jahren. Aber Reden ist besser als ein weiterer durch die USA geführter Krieg.

UZ: Droht mit der langsamen Annäherung aber nicht auch die Gefahr, dass Kuba von seinem sozialistischen Gesellschaftssystem abrücken könnte?

Steffen Soult: Wer hätte diese Frage vor 1989 für die DDR beantworten können? Kuba wird seinen Weg gehen, wenn die USA es in Ruhe lassen, da bin ich mir sicher. Auf der anderen Seite bin ich mir auch sicher, dass die USA sich Kuba als Bundesstaat ersehnen. Die kubanischen Menschen werden dies allein entscheiden, es ist ein langer Weg, der sich aber lohnen wird. Von Kuba sind schon viele Signale ausgegangen. Man ist dabei das Sozialismusmodell sowjetischer Bauart abzulegen und einen neuen sozialistischen Weg zu erarbeiten. Gerade jetzt ist unsere Solidarität mit Kuba wichtig, damit spürbar die Blockadeauswirkungen gemindert werden. Wir beobachten einen verstärkten Rückzug von Kubanern aus der Bundesrepublik auf die Insel. Der Weg der Erneuerung macht Kuba attraktiver.

UZ: Was könnte die Bundesrepublik von Kuba lernen?

Steffen Soult: Dass jedes Land ein Recht auf eigene Entwicklung hat. Kuba würde nie ein befreundetes Land knebeln, wie wir es mit Griechenland tun. Zudem wäre zu denken an uneigennützige Hilfe, was Kuba etwa beim medizinischen Kampf gegen Ebola beweist und dafür von einem kanadischen Professor für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde.

UZ: Und welche Defizite sehen Sie bezüglich der Politik des Inselstaates?

Steffen Soult: Kuba hat u. a. die Chance das Land mit dem ökologischsten Tourismus der Welt zu werden. Wir planen mit einem aufwändigen Projekt in Zusammenarbeit mit dem Reisebüro „cuba-und-ich-reisen.de“ für jeden Reisenden 35–40 Bäume auf Kuba zu pflanzen. Kuba braucht den Tourismus, um die Wirtschaftsblockade abzumildern, trotzdem muss es seine ökologische Vielfalt bewahren. Dieses Bewusstsein sollte bei den Menschen weiter entwickelt werden. Solche Aktionen helfen dabei. Ein anderes Problem ist die in Kuba noch existierende doppelte Währung. Mit der schrittweisen Anhebung der Löhne wird aber auch diese Frage gelöst werden.

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"„Kuba wird seinen Weg gehen“", UZ vom 1. Juli 2016



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