Schon mal was von Jamala gehört? Macht nichts, haben die meisten nicht. Jamala hat 2016 den Eurovision Song Contest gewonnen, mit einem rührend-dämlichen Lied über die Vertreibung der Krimtataren. „1944“ heißt das gute Stück. Damit bloß niemand auf die Idee kommt, bei der Jahreszahl an was Gutes zu denken. Geholfen hat Jamala aber weder, dass der ESC alle Augen zugedrückt hat und das Lied als „unpolitisch“ zum Wettkampf zugelassen hat, noch der Sieg. Zumindest nicht finanziell, denn anders als sonst nach solchen Veranstaltungen üblich hat sich die Platte nicht verkauft.
Jetzt kommt aber nochmal die große Chance. Zur Auftaktveranstaltung der „Krim-Plattform“ durfte sie ihr Liedlein nochmal trällern. An dem Gipfel in Kiew nahmen 40 Staaten teil und waren sich alle darüber einig, wie böse der Russe doch ist. EU-Ratschef Charles Michel trompetete zum Beispiel, „dass wir als EU die Annexion der Krim nicht anerkennen, weder heute noch morgen“. Dass die Bevölkerung der Krim nach dem Maidan-Putsch gewählt hat, interessiert nicht. Das gibt Hoffnung für Jamala. In einem Publikum, das nicht in der Lage ist, eine Sezession von einer Annexion zu unterscheiden, wird sich sicherlich jemand finden, der gewillt ist, Geld für ihr Lied springen zu lassen.