Bundeswehr übt gemeinsam mit Australien und USA Krieg gegen China

Kriegsübungen im Pazifik

Die Bundeswehr bereitet sich auf die Entsendung von Landstreitkräften zu einem Großmanöver in die Asien-Pazifik-Region vor. Manöver der Serie „Talisman Sabre“ werden von den Streitkräften Australiens und der USA seit 2005 alle zwei Jahre gemeinsam abgehalten. Regelmäßig nehmen Land-, Luft- und Seestreitkräfte beider Staaten teil. Zudem werden Truppen aus weiteren Ländern eingebunden. Die Übungsserie gilt als das größte gemeinsame Militärtraining der USA und Australiens. Manöverschauplätze sind gewöhnlich der Bundesstaat Queensland im Nordosten Australiens sowie das vor dessen Küste liegende Korallenmeer. In der Vergangenheit kam es mehrfach zu Protesten, weil das Manöver unter anderem das Great Barrier Reef zu schädigen droht. Vor zwei Jahren waren rund 17.000 Soldaten aus sieben Staaten an der Übung beteiligt. Im Jahr 2017 probten alles in allem rund 30.000 Militärs aus den USA, Australien, Neuseeland, Kanada und Japan das größte Landemanöver unter Beteiligung australischer Truppen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein beteiligter US-Offizier kommentierte „Talisman Sabre“ 2021 mit dem Hinweis, das Manöver habe gezeigt, dass die USA gemeinsam mit Verbündeten am Pazifik in der Lage seien, schlagkräftige Marineeinheiten zu formen – und zwar „binnen Tagen“.

An „Talisman Sabre 2023“, das laut Angaben der australischen Streitkräfte vom 21. Juli bis zum 4. August stattfinden soll, nimmt zum ersten Mal Deutschland teil. Wie die Bundeswehr mitteilt, wird „neben Kräften des Seebataillons und der Luftwaffe … eine Infanteriekompanie des Heeres“ zu der Kriegsübung nach Australien entsandt. Dort solle sie unter anderem „unter Führung eines australischen Großverbandes in einem herausfordernden Szenario luftbewegliche Operationen durchführen“. Dies geschehe in „Zusammenarbeit mit weiteren Partnern in der Region“. Genannt werden neben den USA und Australien Japan, Südkorea und Indonesien. Laut Berichten nimmt an dem Manöver auch Frankreich teil, das Stützpunkte und Truppen in seiner Kolonie Neukaledonien im Südosten des Korallenmeers unterhält. Darüber hinaus ist es den USA offenkundig gelungen, drei Staaten aus der pazifischen Inselwelt – Neuguinea, Fidschi und Tonga – in „Talisman Sabre 2023“ einzubinden. Das ist insofern von einiger Bedeutung, als der eskalierende Machtkampf zwischen den USA und China längst die Pazifikinseln erreicht hat.

Mit der Beteiligung an „Talisman Sabre 2023“ baut die Bundeswehr ihre Präsenz in der Asien-Pazifik-Region weiter aus. Den Anfang hatte die Fregatte „Bayern“ gemacht, die im August 2021 zu einer ausgedehnten Asien-Pazifik-Fahrt aufbrach und bis zu ihrer Heimkehr im Februar 2022 unter anderem Australien, Japan und mehrere Pazifikinseln besuchte, darunter die US-Kolonie Guam. Guam ist ein zentraler US-Stützpunkt beim militärischen Aufmarsch gegen China. Die Fregatte „Bayern“ hatte zuvor einen Tankstopp auf Diego Garcia eingelegt, einer Insel im Indischen Ozean, die laut dem Urteil zweier UN-Gerichtshöfe völkerrechtswidrig von Britannien als Kolonie gehalten wird. Sie dient den USA als zentraler Militärstützpunkt für Operationen rings um den Indischen Ozean. Einen Abstecher zu den französischen Kolonien Neukaledonien und Französisch-Polynesien unternahm die „Bayern“ nicht. Im kommenden Jahr wird die Deutsche Marine erstmals einen kleinen Flottenverband in den Pazifik entsenden – „mit eingeschifftem Stab, durch den Panamakanal“, teilte Marineinspekteur Jan Christian Kaack im Juni 2022 mit. Da der Weg vom Panamakanal durch den Pazifik führt, nimmt man eine südliche Route, an Französisch-Polynesien vorbei.

Im vergangenen Jahr hat auch die Luftwaffe erstmals an Kriegsübungen in der Asien-Pazifik-Region teilgenommen. Dazu entsandte sie im August 2022 im Rahmen der bislang größten Verlegung in ihrer Geschichte 13 Luftfahrzeuge – Kampfjets, Transport- und Tankflugzeuge – zunächst zu den Großmanövern „Pitch Black“ und „Exercise Kakadu“ nach Australien. An „Pitch Black“, der größten Kriegsübung der Luftstreitkräfte Australiens mit internationaler Beteiligung, nahmen rund 2.500 Soldaten aus 17 Staaten mit etwa 100 Militärflugzeugen teil. „Exercise Kakadu“ integrierte mehr als 3.000 Soldaten aus 25 Staaten mit 19 Kriegsschiffen und 34 Militärflugzeugen. Anschließend verlegten jeweils mehrere deutsche Eurofighter zu Übungen nach Singapur, Japan und Südkorea. Die gesamte Verlegung könne, erklärte Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz damals, durchaus als „Machtdemonstration“ („Show of Force“) verstanden werden. Gerhartz und der Stabschef der japanischen Luftwaffe, Shunji Izutsu, kündigten zum Abschluss ihrer gemeinsamen Übungen Ende September 2022 an, die bilaterale Militärkooperation spätestens im Rahmen des Luftwaffenmanövers „Pitch Black 2024“ weiterzuführen.

Die Bundeswehr unterfüttert ihre verstärkte Manövertätigkeit in der Asien-Pazifik-Region, indem sie ihren Lehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National (LGAN) 2021 mit dem Thema „Great Power Competition im Indo-Pazifik – Möglichkeiten und Grenzen für Aufgaben und Beiträge deutscher Streitkräfte“ befasst hat. Der LGAN dient der Ausbildung des militärischen Führungspersonals; er wird an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg durchgeführt und dauert zwei Jahre. Der LGAN 2021 wird die Resultate seiner Arbeit im Juni dieses Jahres präsentieren. Während seiner Arbeit stimmt er sich über Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn inhaltlich eng mit der politisch-militärischen Führung in Berlin ab. Zwar werde die Bundeswehr auch in Zukunft ihren Schwerpunkt in Europa haben, heißt es aus dem LGAN im Hinblick auf den erbittert geführten Machtkampf gegen Russland. Dennoch müsse sie fähig sein, auch in der Asien-Pazifik-Region zu operieren. Dabei werde man weitgehend „dem Prinzip des Minilateralismus“ folgen, heißt es weiter aus dem LGAN – auf informelle Kooperation mit einzeln ausgewählten Staaten. Als tragende Säulen können die beiden Staaten gelten, mit denen die Bundeswehr im Rahmen ihrer Asien-Pazifik-Manöver besonders eng kooperiert – Japan und Australien.

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"Kriegsübungen im Pazifik", UZ vom 10. März 2023



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