Zum Aufstieg von Rheinmetall in den DAX

Kriegsgewinnler

Lässig die Lesebrille an den Hals gehängt, präsentierte sich am 4. März in der „Tagesschau“ Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rüstungsschmiede Rheinmetall neben einem schwerbewaffneten Soldaten vor einer ganzen Reihe von Panzern aus „seinem“ Werk. Er freute sich sichtlich über die an diesem Tag in den Medien verkündete Neuigkeit: Der DAX, die Liga der am höchsten bewerteten deutschen Aktien, hat einen Absteiger und einen Aufsteiger. Abgestiegen in den MDAX, quasi die zweite Liga für die Couponschneider und Profitsucher, ist der Dialysespezialist Fresenius Medical Care. Der Aufsteiger in die erste Liga heißt Rheinmetall. Der Kurs der Aktie, meldete die „Tagesschau“, habe sich seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges vor gut einem Jahr fast verdoppelt, das Unternehmen ist an der Börse inzwischen fast elf Milliarden Euro wert. Für diejenigen, die sich frühzeitig mit diesen oder anderen Rüstungsaktien eingedeckt haben, hat sich die „Zeitenwende“ also schon jetzt gelohnt.

Aber es soll weitergehen. Fast zeitgleich zu diesem Triumph verkündete Kriegsgewinner Papperger gegenüber der „Rheinischen Post“, er stehe in erfolgversprechenden Verhandlungen mit der Selenski-Regierung über den Bau einer Panzerfabrik in der Ukraine, also quasi im Kriegsgebiet. 200 Millionen sollen dort möglichst bald investiert werden, um im Ergebnis bis zu 400 Panzer jährlich zu produzieren. Mindestens bis zu dem Zeitpunkt, wo dieses Werk Zielpunkt für russische Raketen- und Flugzeugangriffe wird, wird dieser Kapitalexport den Rheinmetall-Kurs weiter steigen lassen. Und damit die gegnerischen Raketen nicht durchkommen, wird das deutsche Kapital darauf pochen, auch mit deutscher Hilfe – also Kampfjets – die Lufthoheit im Kriegsgebiet zu sichern. Und wer deutsche Rüstungsingenieure in die Ukraine schickt, wird sie durch deutsche Soldaten geschützt sehen wollen.

Der Londoner „Economist“ hatte am 25. Februar formuliert, dieser Krieg könne „eine Generation“ dauern und eine der Hauptaufgaben der westlichen Regierungen sei es, ihre Völker „vorzubereiten auf die Konfrontation, die vor ihnen liegt“. Das deutsche Kapitel und der von ihm getriebene Bundeskanzler steuern immer weniger verhüllt auf Weltkriegskurs.

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"Kriegsgewinnler", UZ vom 10. März 2023



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