Wie schön war es doch zu Donald Trumps Regierungszeiten! Die Globalisierung blühte. Die versammelten Bosse und sonstigen wichtigen Führungspersönlichkeiten auf dem World Economic Forum (WEF) in Davos freuten sich darüber, dass die politökonomische Führung Chinas zusammen mit Angela Merkel den Freihandel und freien Kapitalverkehr priesen und gegen eine inkompetente US-Regierung verteidigten. In diesem Jahr fühlten sich die Bosse allein gelassen. Von den Regierungschefs halbwegs bedeutender Staaten kam nur Olaf Scholz vorbei und wirkte eher nicht wie ein Muntermacher. Wir werden uns durchwursteln, war die Botschaft. Siemens-Chef Roland Busch befand, „Die Welt ist nicht so schwarz, wie sie gemalt wird“, und die „FAZ, Zeitung für Deutschland“ urteilte, die Globalisierung werde auch die Diskussionen in Davos überleben.
Natürlich konnten die Bosse nicht ahnen, dass die Zeitenwende hin zu mehr Krieg, Aufrüstung, sozialem Elend, einer Rolle rückwärts bei der Klimawende et cetera zu Jahresanfang 2022 ausgerufen und betrieben wurde. Die Inflation kam auch überraschend. Beides muss ja, wie die Erfahrung lehrt, die Profitabilität des Kapitals nicht schmälern. Aber wenn ein optimistischer stimmender Zukunftstrend abbricht, müssen sich Führungspersönlichkeiten schon Sorgen machen.
Die ab 2021 rasch in aller Welt steigende Inflation ist ökonomischer Ausdruck für Deglobalisierung. Also ein Rückschlag bei der langfristig wirksamen zunehmenden Vergesellschaftung der globalen kapitalistischen Arbeit. Der seit dem 2. Weltkrieg fast jedes Jahr doppelt so schnell wie das Gesamtprodukt wachsende internationale Warenhandel schien ökonomisches Gesetz geworden zu sein. Der in den letzten drei oder vier Jahrzehnten noch schneller als der Warenexport expandierende Kapitalexport schien ebenfalls ein langfristiges Kennzeichen unserer Spätphase des Kapitalismus. Im Zuge dieser Globalisierung wurde immer mehr industrielle Produktion in die Länder Ostasiens verlegt. Die Öffnung Chinas gegenüber dem Kapitalismus sowie die (Selbst-)Vernichtung der sozialistischen Versuche in Osteuropa erweiterten die Regionen, wo profitabel Mehrwert abzuschöpfen war. Auch das Ostasien außerhalb Chinas sowie Teile Lateinamerikas wurden zu Zentren, wo Kapital akkumuliert werden konnte. Einige galten schon vor zwanzig Jahren als Schwellenländer und sind heute anerkannt als OECD-Mitglieder, wie Südkorea oder Mexiko, oder gelten wie China als über diese Schwelle getretener ebenbürtiger Konkurrent. Die Globalisierung hat in den alten Zentren des Kapitalismus, in weiten Teilen Europas und Nordamerikas zu hoher Arbeitslosigkeit, real stagnierenden Löhnen und immer ungleicher werdenden Verteilung geführt. Nach der Finanzkrise 2007/08 bekam das Modell Risse. Die Schwellenländer, insbesondere China, begannen selber in erhöhtem Maß Kapital zu exportieren. Die USA machten seit der Präsidentschaft Donald Trumps Versuche, die eigene Deindustrialisierung auf Kosten Westeuropas und der Schwellenländer zu bremsen.
Die Inflation hat aber konkrete Ursachen: Produktionsunterbrechungen während der Corona-Seuche, vor allem aber die erklärte Politik der USA, andere Länder vom internationalen Handel und Kapitalverkehr abzuschneiden. Der Wirtschaftskrieg gegen immer mehr Länder, Syrien und Kuba, Venezuela und Iran und große wie Russland und China, ist offen erklärt und eskaliert. Die dauerhafte Preiserhöhung für Energierohstoffzufuhr der europäischen Staaten, besonders Deutschland, ist kein versehentliches „friendly fire“ sondern strategisch gewollt. Die Inflation hat verheerende Wirkungen. Sie verarmt die Unter- und Mittelschichten. Deshalb sagen die Prognostiker 2023 für viele Länder, vor allem aber die besonders betroffenen europäischen einschließlich Russlands, eine schwere Rezession voraus.