Beeindruckende Veranstaltung für Frieden und Sozialismus in Göttingen

Krenz, König und die SDAJ

Mit Unterstützung der Marx-Engels-Stiftung und der DKP hat die SDAJ am 4. April im Holbornschen Haus in Göttingen eine mit gut 100 Besuchern überfüllte und in jeder Hinsicht gelungene Kultur-, Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Egon Krenz und Hartmut König organisiert.

Schon vor Beginn hatten sich vor dem Veranstaltungsort nicht nur rund zwei Dutzend SDAJler versammelt, sondern auch rund 40 mit Bierkästen und Lautsprecher ausgerüstete Anarchisten, die das erklärte Ziel hatten, die Veranstaltung zu verhindern und Egon Krenz nicht reden zu lassen. Das wurde dank der Überzahl der vielen jungen und älteren Besucher, die Hartmut König singen und reden und Egon Krenz diskutieren sehen wollten, und durch eine gut organisierte Ordnertruppe verhindert. Diese eine Lehre gab es also schon vor dem Beginn: Ohne die in den letzten Jahren gelungene Verjüngung der DKP Göttingen und vor allem die gute Mitgliederentwicklung der SDAJ in Südniedersachsen und Nordhessen wäre dieser Abend gar nicht erst zustande gekommen oder wäre gestürmt worden von den alkoholisierten anarchistischen Randaletruppen der Reaktion – die übrigens einen Tag vorher nicht auf der Straße waren, als in derselben Stadt der Kriegsprediger Joachim Gauck für die Zeitenwende zum Krieg trommelte.

So aber entfaltete sich drinnen, moderiert und geleitet von zwei SDAJ­lern, nach drei Liedern von Hartmut König aus der Zeit des Oktoberclubs und danach eine beeindruckende politische Lehrstunde – am Anfang fokussiert auf die Frage, wie die „Beteiligung von Jugendlichen an der Politik in einem sozialistischem Staat funktioniert“. Egon Krenz machte aus seinem Herzen keine Mördergrube, als er, ausgehend von seinen Jugenderlebnissen mit Rotarmisten, die seine Heimat vom Faschismus befreit hatten, an den unseligen 75. Geburtstag der NATO erinnerte und unter Beifall ausrief: „Statt kriegstüchtig muss Deutschland friedensfähig werden!“ Es betrübe ihn, dass die gegenwärtige deutsche Regierung in ihrem Hass gegen das größte Land Europas alles zu zerstören drohe, „was die DDR in 40 Jahren aufgebaut hat“. Eine große Rolle spielte die Schul- und Hochschulpolitik der DDR für die von Egon Krenz selbstkritisch beantwortete Frage nach der antifaschistischen Arbeit des ersten sozialistischen Staats auf deutschem Boden.

Die Diskussion war kritisch, lebhaft und solidarisch. Am Schluss, vor dem Signieren vieler Bücher, waren sich alle wohl einig in dem, was Hartmut König in einem seiner Lieder mit Blick auf Jugendprojekte der DDR und ihre Friedenspolitik so auf den Punkt gebracht hatte: „Das Wasser fließt nicht von selbst bergauf, und auch die Kriege hören nicht von selber auf.“ Erstaunlich war auch, dass die örtliche Lokalzeitung über diesen denkwürdigen Abend mit einem fast eine halbe Zeitungsseite füllenden Artikel überwiegend sachlich berichtete und die SDAJ in der ganzen Stadt bekannt machte.

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"Krenz, König und die SDAJ", UZ vom 12. April 2024



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