Gut zwei Drittel aller Beschäftigten sind 2017 mindestens einmal krank zur Arbeit gegangen, bei jedem Siebten waren es bis zu drei Wochen und mehr. Das belegen die Ergebnisse von Befragungen im Rahmen des „DGB-Index Gute Arbeit“. Als einer der Gründe wird die Angst um den Arbeitsplatz genannt. Dort wo Arbeitsverdichtung und -druck auch psychisch stark belasten, gehen mehr Kranke arbeiten als dort, wo weniger Druck herrscht und ein besseres Betriebsklima. Der DGB warnt vor den Folgen wie Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustands der Beschäftigten und größerem Unfall- sowie Fehlerrisiko.
Die Studie widerlegt auch die Mär von einer großen Zahl jener, die angeblich „krank machen“ und sich dabei auf Kosten ihrer Kollegen ausruhten. Wobei dort, wo solidarische, gewerkschaftliche Strukturen fehlen, solche Anschauungen auch unter Beschäftigten verbreitet sind. Im Profitinteresse wurden und werden Arbeitsplätze abgebaut, die wachsende Belastung als „Sachzwang“ dargestellt, dem man sich gemeinsam als „Betriebsfamilie“ stellen müsse. Früher übliche „Springer“ oder „Dauervertreter“ wurden vielfach wegrationalisiert. Muss dann ein dürftiger Lohn noch durch leistungsabhängige Prämien etc. aufgebessert werden, beginnt oft die Suche nach den falschen Schuldigen durch die Handlager des Kapitals, leider manchmal auch durch desorientierte Kollegen.
Kaum Anhaltspunkte fanden sich dafür, dass höhere Motivation ein Grund ist, krank zur Arbeit zu gehen. Ausschlaggebend ist laut DGB zumeist die Angst vor negativen Folgen von Fehlzeiten. Dass gerade in Gesundheitsberufen der relativ größte Anteil Erkrankter arbeitet ist dem Umstand geschuldet, dass das Verantwortungsgefühl von Ärzten und Pflegern teils schamlos ausgenutzt wird. Deren Kampf um personelle Mindestausstattungen ist mehr als berechtigt, aber auch in anderen Branchen bitter nötig.