Laut einer aktuellen Umfrage des DGB geht knapp die Hälfte der befragten Beschäftigten (48 Prozent) auch krank zur Arbeit. Das Ergebnis der repräsentativen Studie ist, dass die befragten Kolleginnen und Kollegen im letzten Jahr mindestens einmal gearbeitet haben, obwohl sie sich richtig krank fühlten. Frauen (53 Prozent) taten dies häufiger als Männer (43 Prozent). Bei knapp einem Drittel (32 Prozent) der Beschäftigten summierten sich demnach die mit Erkrankung geleisteten Arbeitstage binnen eines Jahres sogar auf eine Woche oder mehr.
Die Umfrage unter mehr als 6.000 Beschäftigten zeigt allerdings auch einen Corona-Effekt: Seit Beginn der Pandemie kurieren sich deutlich mehr Beschäftigte konsequenter aus als zuvor. Die Daten weisen einen Rückgang in den Jahren 2020 und 2021 auf. Die Vermutung liegt nahe, dass der dringende Aufruf, bei Krankheitssymptomen Kontakte zu vermeiden, ein wichtiger Grund für die sinkenden Zahlen war. Dennoch ist Arbeiten trotz Krankheit weiterhin stark verbreitet.
Die DGB-Daten zeigen einen deutlichen Zusammenhang zu drei Feldern von Arbeitsbedingungen: Arbeiten trotz Krankheit ist immer dann besonders verbreitet, wenn die Betriebskultur problematisch ist, wenn Beschäftigte unter einer hohen Arbeitslast leiden und wenn die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes groß ist.
Eine hohe Arbeitsbelastung stellt oftmals ein doppeltes Risiko dar. Sie belastet die Gesundheit bei der Arbeit und sie beeinträchtigt die Genesung, wenn trotz Krankheit gearbeitet wird. Der DGB weist zudem auf eine weitere Studie von Arbeitsmedizinern aus dem Jahr 2009 hin, der zufolge sich das Risiko einer Verschleppung der Krankheit erhöht, was später zu wesentlich längeren Ausfallzeiten führe.