Millionen Beschäftigte sind in Kurzarbeit und im Home-Office, Millionen Schüler im Fernunterricht. Sie müssen mit weniger Geld auskommen und zusätzlich Laptops, Headsets, Videokameras und Apps kaufen, um die Kommunikation mit Firma und Schule aufrecht zu erhalten. Weil dies so ist, sprudeln beim US-amerikanischen Softwareunternehmen Zoom die Einnahmen so laut und heftig, dass den Aktionären wohl die Ohren klingeln. Das Unternehmen ist der Weltmarktführer von Software für Internet-Konferenzen; es gab bekannt, dass der Umsatz gegenüber dem Vorjahr von 166,6 Millionen auf 777 Millionen gestiegen ist. Im dritten Geschäftsquartal schoss der Gewinn im Jahresvergleich von 2,2 auf 163,6 Millionen Euro in die Höhe.
Den Anlegern geht das Wachstum aber nicht mehr schnell genug. Die Zoom-Aktie fiel nach Bekanntgabe der neuen Geschäftszahlen zeitweise um rund 8 Prozent. Die Spekulation ist ein steter Begleiter der Krise und Teil des Kapitalismus, das sagte schon Karl Marx. Zoom ist allerdings nur ein Gewinner in der speziellen Form der aktuellen Krise, die der sogenannte Digitalwirtschaft zu ihren Sonderprofiten verhilft. Auch Firmen wie Dropbox aus den USA (Austausch von digitalen Dateien), Lenovo aus China (Laptops) und Dräger aus Deutschland (Medizin-Informatik) gehören zu diesen Gewinnern.
Prächtig verdient am „Bleibt zu Hause“
„Streaming-Boom, Aktie auf Rekordhoch“ schrieb bereits im ersten Lockdown das Magazin „Wirtschaftswoche“ über Netflix, den größten Anbieter für Filme, die man sich über das Internet auf seinen heimischen Fernseher oder das Smartphone herunterladen kann. Dies ist aber nicht kostenfrei. Wer die Filme, egal ob alte Schnulzen oder von Netflix selbst produzierte Serien, anschauen will, zahlt für jeden Film – ähnlich wie das früher beim Ausleihen in einer Videothek üblich war. Im ersten Lockdown schoss die Anzahl der Bezahlabos weltweit um 15,8 Millionen in die Höhe. Damit verbuchte Netflix seinen bislang größten Kundenandrang und übertraf sowohl die eigene Prognose als auch die Erwartungen der Wall-Street-Analysten bei Weitem. Netflix hat im dritten Quartal 2020 seinen Umsatz erneut gesteigert und konnte einen Höchstwert von rund 5,2 Milliarden Euro ausweisen. Den Quartalsgewinn beziffert das Unternehmen mit rund 650 Millionen Euro. „Kurz vor dem Weihnachtsgeschäft erhöht Netflix mal wieder die Preise“, wie bei einigen Internet-Nachrichtendiensten zu lesen war. Das mittlere Paket kostet nun einen Euro mehr je Monat, das größere zwei Euro. Bei geschätzt drei Millionen Abos in Deutschland bringt die Preisanhebung dann mal locker 60 Millionen mehr in die Netflix-Kasse. Auch beim schwedischen Streaming-Anbieter für Musikvideos Spotify läuft das Geschäft. Im dritten Quartal kletterten die Erlöse um 14 Prozent auf 1,98 Milliarden Euro. Die Zahl der Premium-Abonnenten, die monatliche Gebühren zahlen und damit für den Großteil des Umsatzes stehen, stieg im dritten Quartal um 27 Prozent auf 144 Millionen.
Die Monopolisierung des Einzelhandels
„Innenstädte in der Krise“ meldete mit ernster Miene die Sprecherin der Tagesschau am 20. August, und auf der Homepage des Senders heißt es dann: „Corona erhöht den Druck auf den Einzelhandel.“ Man könnte es auch richtig formulieren: „Amazon und Zalando erhöhen den Druck auf den Einzelhandel.“
Die beiden Online-Anbieter gehören ebenfalls zu den wichtigsten Gewinnern der Lockdowns. Die Marktkapitalisierung des Online-Einzelhändlers und Cloud-Computing-Schwergewichts Amazon ist seit Mitte Februar auf Rekordhöhen geschnellt und hat nach Angaben von Forbes das Vermögen des Gründers Jeff Bezos auf ca. 170 Milliarden Euro anwachsen lassen. Für das vierte Quartal 2020 erwartet Amazon weitere Rekorde.
Beim deutschen Online-Schuh- und Modeladen Zalando brummt das Geschäft ebenfalls. „Über eine Million Neukunden hat Europas größter Online-Händler während seiner sogenannten „Cyber Week 2020“ hinzugewinnen können, schreibt der Nachrichtendienst „FashionUnited“ am 2. Dezember. Dass Monopole wie Amazon und Zalando hunderte kleine Geschäfte kaputt machen ist keine neue Erkenntnis, sondern ein allgemeines Gesetz des Kapitalismus bei der Krisenbewältigung, wie es Marx und Engels schon im „Manifest der Kommunistischen Partei“ beschrieben, „durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften“.
Wir werden die Sieger sein
„Es herrscht Klassenkampf und meine Klasse, die der Superreichen, gewinnt.“ Diese unverschämte Aussage von Warren Buffett hat sich bestätigt. Seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway hat in der Corona-Zeit das Vermögen erneut kräftig erhöht. Im zweiten Quartal 2020 stieg der Geldberg, auf dem der 89-jährige Kapitalist sitzt, um gut zehn Milliarden auf den Rekordbetrag von 124 Milliarden Euro, wie aus dem Geschäftsbericht von Berkshire Hathaway vom August 2020 hervorgeht.
Das gilt aber nicht nur für Amerikas Superreiche. Die acht reichsten Familien in Deutschland erhöhten ihre Geldberge, die von der Arbeiterklasse erwirtschaftet wurden, um 200 Milliarden und der DAX stand im November 2020 nach einer Talfahrt im Sommer exakt auf dem Niveau von 2019. Die Krise verschärft die Klassengegensätze. Auch wenn die Arbeiterklasse in Deutschland derzeit keine erkennbare Strategie zu Überwindung des Kapitalismus vorlegen kann, so müssen wir als Kommunisten doch immer wieder diese Klassengegensätze und ihre Verursacher aufdecken.