Die Portugiesische Kommunistische Partei (PCP) feiert ihren 100. Geburtstag. Aus diesem Anlass sprach UZ mit Albano Nunes, Mitglied der Zentralen Kontrollkommission der Partei, über die Gründung der PCP, die Nelkenrevolution und die Aufgaben für die Zukunft.
UZ: Am 6. März 1921 wurde die PCP gegründet. Was waren die politischen Grundlagen, die zur Notwendigkeit einer Kommunistischen Partei in Portugal geführt hatten?
Albano Nunes: Trotz der wirtschaftlichen Rückständigkeit gab es im Land wichtige Kerne des Industrie- und Agrarproletariats. Die Arbeiterbewegung, die bereits in der republikanischen Revolution von 1910 eine wichtige Rolle gespielt hatte, wuchs und verfügte über eine kämpferische Gewerkschaftsorganisation, die inzwischen stark vom anarchistischen, kleinbürgerlichen Radikalismus beeinflusst war. Im Gegensatz zu anderen Kommunistischen Parteien ergab sich die Gründung der PCP nicht als Spaltprozess der alten Sozialistischen Partei, deren Einfluss nur gering war. Sie ist direkt aus der Arbeiterbewegung heraus entstanden. Es war die Entwicklung der portugiesischen Arbeiterbewegung und die Notwendigkeit, dem Kampf der Arbeiter eine konsequent revolutionäre Klassenorientierung zu geben, die – unter dem Einfluss der Oktoberrevolution – zur Gründung der PCP führte.
UZ: Kurz darauf, 1926, gab es einen Staatsstreich, der das Land in eine achtundvierzigjährige Diktatur führte. Die PCP wurde verboten. Wie konnte die Partei unter den Umständen einer extremen Verfolgung überleben?
Albano Nunes: Tatsächlich war die PCP die einzige Partei, die zum Zeitpunkt des Militärputsches vom 28. Mai 1926 existierte und sich der Gewalt der faschistischen Repression widersetzte. Die kleine Sozialistische Partei löste sich auf, die bürgerlichen Republikaner zerstreuten sich, die Anarchisten wurden von den Massen isoliert und vernichtet. Die PCP, die als einzige Partei im Kampf gegen den Faschismus vor Ort war, wurde einfach als „die Partei“ berühmt. Der wesentliche Grund für diese historische Errungenschaft liegt in der engen Verbindung der PCP mit der Arbeiterklasse und den Volksmassen. Dort fand sie immer die Kraft, sich von der heftigsten Unterdrückung zu erholen. Dort fand sie Mitstreiter, die sich der Sache der Freiheit, der Demokratie und des Sozialismus verschrieben hatten und trotz Verfolgung, Verhaftung, Folter und sogar Tod den Fortbestand eines soliden Untergrundapparates sicherten, der an die besonderen Bedingungen eines durch den Atlantik und das franquistische Spanien isolierten Landes angepasst war – Helden, die Grund genug für unseren Stolz sind. In der Arbeiterklasse bekam die PCP die Kreativität und die revolutionäre Inspiration, die es ihr ermöglichte – unter Anwendung der Prinzipien und Lehren der revolutionären Erfahrung auf die konkrete portugiesische Realität und aus ihrer eigenen Kampferfahrung heraus –, zur wirklichen Vorhut der Arbeiterklasse und zur führenden Kraft der antifaschistischen Opposition zu werden und auf ihrem 6. Kongress 1965 das Programm der demokratischen und nationalen Revolution zu verabschieden, das die Aprilrevolution in ihren allgemeinen Linien bestätigte.
UZ: Der Aufstand des Volkes an der Seite der fortschrittlichen Militärs ging 1974 in der Nelkenrevolution auf – das Volk wurde befreit, Portugal verlor seine Kolonien. Große Erwartungen begleiteten die portugiesischen Revolutionäre und der Generalsekretär Alvaro Cunhal wurde zu einem der respektiertesten Politiker des Landes. Warum scheiterte der Weg zum Sozialismus dennoch?
Albano Nunes: Der Hauptgrund liegt in der Frage der Macht, die bekanntlich die zentrale Frage jeder Revolution ist.
Wir müssen daran erinnern, dass die großen Errungenschaften der Aprilrevolution, von den weitesten Freiheiten und Grundrechten bis zu den tiefgreifenden sozioökonomischen Umgestaltungen – wie Verstaatlichungen, Agrarreform und Arbeiterkontrolle –, die den staatlichen Monopolkapitalismus in Portugal liquidierten, in der Praxis durch die schöpferische Aktion der Massen noch vor ihrer Anerkennung durch die politische Macht erreicht wurden. Die mächtige Massenbewegung des Volkes hatte die Kraft, sie durchzusetzen, aber es gelang ihr nicht, die entsprechende revolutionäre Macht zu errichten. Die Revolution war mit Verschwörungen, Sabotage und Putschversuchen reaktionärer Sektoren, die vom Imperialismus unterstützt wurden, konfrontiert. Es gab ernsthafte Spaltungen und Konflikte unter den demokratischen Kräften und innerhalb der Bewegung der Streitkräfte. Die Sozialistische Partei von Mário Soares, die bei den Wahlen die meisten Stimmen erhielt, stellte sich offen gegen den revolutionären Prozess. Mit dem Militärputsch vom 25. November 1975 wurde die militärische Linke besiegt und das Kräfteverhältnis kippte zugunsten der Konterrevolution. Dennoch ist festzuhalten, dass es der Volksdynamik gelang, die Voraussetzungen für die Verabschiedung der Verfassung der Portugiesischen Republik am 2. April 1976 zu schaffen, mit der die großen Errungenschaften der Revolution und der Weg zum Sozialismus anerkannt wurden. Der konterrevolutionäre Prozess wurde ab 1976, mit der ersten PS-Regierung, institutionalisiert und hat sich seitdem fortgesetzt.
Die Portugiesische Revolution ist eine unvollendete Revolution, deren Erfahrungen, Werte und einige ihrer Errungenschaften im Leben und Kampf des portugiesischen Volkes weiterleben. Die portugiesische Verfassung ist trotz sieben verstümmelnder Umschreibungen weiterhin eine Waffe im Kampf gegen das Großkapital und gegen die Reaktion und ein grundlegender Bezugspunkt für die Bildung von Konvergenz und Einheit im Kampf für die patriotische und linke Alternative und für die fortschrittliche Demokratie, die die PCP in Portugal anstrebt.