Tarifrunde Metall: Verhandlungstisch bleibt leer

Kompromisslos

Von Lars Mörking

Es war Freitag, um 0 Uhr und eine Minute – und so fühlte es sich auch an: Ende der Friedenspflicht in der Tarifrunde Metall. Warme Worte hatte Martina Manthey, Verhandlungsführerin im Tarifgebiet Osnabrück-Emsland, für ihre Kolleginnen und Kollegen von den Firmen Essex und Nexans in Bramsche nicht gerade parat, stattdessen verkündete sie: „Feuer und Flamme für 5 Prozent“. Im Schein des Bengalischen Feuers, das der IGM-Jugendsekretär auf Zuruf zündete, stand den Streikenden diese Losung ins Gesicht geschrieben. Für eine Stunde Warnstreik legte die Nachtschicht die Arbeit nieder. Vor dem Werkstor kamen KollegInnen aus anderen Betrieben zur Unterstützung dazu, u. a. von VW Osnabrück.

Manthey kam direkt aus der letzten Verhandlungsrunde mit den „Arbeitgebern“ der Metallindustrie und war sichtlich angefressen, wirkte aber auch ein bisschen verwundert über die kompromisslose Haltung der „Arbeitgeber“. Nach nur einer halben Stunde habe die Verhandlungskommission der IG Metall die Gespräche beendet, nachdem die „Arbeitgeber“ kein besseres, sondern ein von ihnen so genanntes „Alternativangebot“ vorgelegt hatten, im Kern sollte den Beschäftigten dabei die Erhöhung auf zwei Jahre schöngerechnet werden, anstatt ihnen die zunächst gebotenen 0,9 Prozent für ein Jahr noch einmal vorzulegen. Dazu bieten sie eine Einmalzahlung von 0,3 Prozent, die allerdings in jedem Betrieb einzeln ausgehandelt werden müsse, um zu schauen, ob diese Zahlung für die Betriebe überhaupt tragfähig sei. Auf 3000 Euro Gehalt seien das gerade mal 108 Euro, rechnete Manthey den KollegInnen vor.

„Wenn ein Betrieb ankommt und sagt, sie können diese 108 Euro nicht zahlen, dann kann ich nur sagen: Achtung, liebe Kolleginnen und Kollegen! Was ist denn in dieser Bude los? Haltet bloß eure Portemonnaies fest, weil dann sieht es ja ganz übel aus“, riet Manthey den Streikenden. Sie hätte sich von „Arbeitgeber“-Seite viel Gejammer anhören müssen. Für sie sei das höchstens ein Zeichen dafür, dass diese ihren Laden nicht im Griff hätten und schlecht wirtschafteten.

Bei den „Arbeitgebern“ hätten sich die Scharfmacher durchgesetzt, die die IG Metall austesten wollten, so Manthey weiter. Die IG Metall wolle ein Ergebnis bis Pfingsten, sonst drohten ganztätgige Warnstreiks.

Am Montag lag der Schwerpunkt der Warnstreiks in Nordrhein-Westfalen. Dort nahmen über 6700 Warnstreikende aus 71 Betrieben an Kundgebungen und Aktionen teil. Im IG Metall-Bezirk Mitte demonstrierten rund 5400 Beschäftigte aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen für ihre Forderung, in Baden-Württemberg waren es rund 5 300 Beschäftigte, in Bayern rund 4200 Beschäftigte und im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen folgten rund 3000 dem Warnstreikaufruf der IG Metall und legten bis zu zwei Stunden befristet die Arbeit nieder. Schwerpunkt der kurzfristigen Arbeitsniederlegungen war ein Aktionstag an den Standorten von Bombardier in Brandenburg und Sachsen.

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"Kompromisslos", UZ vom 6. Mai 2016



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