Karl Marx und Friedrich Engels hätten den ersten Versuch der Arbeiterklasse, organisiert die Macht zu übernehmen – die Pariser Kommune –, genauestens analysiert, unterstreicht Richard Höhmann. Der Leiter der Bildungskommission moderierte das Seminar zur DDR an der Karl-Liebknecht-Schule der DKP in Leverkusen am 23. und 24. November. „Hier sitzen drei Kommunarden. Fragt sie aus, nutzt ihr Wissen“, riet er den vierzig Teilnehmern.
Die drei „Kommunarden“, damit meinte Höhmann die hochkarätigen Referenten: Hans Bauer, Matthias Werner und Monika Strauß. Alle drei wirkten aktiv für den Aufbau des Sozialismus im Arbeiter-und-Bauern-Staat: Bauer als Jurist und Stellvertretender Generalstaatsanwalt, Werner als Parteientwickler im Kombinat Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ in Magdeburg und Strauß zuletzt im Kreissekretariat der SED in der Magdeburger Börde.
Der Zeitzeuge Hans Bauer zeichnete in seinem Referat kenntnisreich die Gründung der DDR nach. Die Ausgangslage war denkbar schwierig: Eine Mehrheit der Menschen sei noch vom Faschismus infiziert gewesen. Die Sowjetunion habe Deutschland vom Faschismus befreit und nach ihren Erfahrungen damit eine Pufferzone an ihrer westlichen Grenze einrichten wollen. Die USA hingegen wollten Deutschland teilen, wenn sie Ostdeutschland schon nicht dem Einfluss der Sowjetunion entziehen konnte. Die Währungsreform in Westdeutschland am 20. Juni 1948 habe die Spaltung endgültig gemacht. Bauer ging auf die Entnazifizierung in der DDR ein und stellte dann die Reformen dar, mittels derer Schritt für Schritt der Sozialismus aufgebaut wurde.
Der Ökonom Matthias Werner beleuchtete die Lösung der Eigentumsfrage in der DDR. Entscheidende Produktionsmittel müssten vergesellschaftet worden sein, bevor eine sozialistische Gesellschaft aufgebaut werden könne, stellte Werner fest. Werner präsentierte Zahlen, die für manchen Teilnehmer überraschend gewesen sein dürften: Die Wirtschaft in der DDR wuchs lange schneller als die der BRD. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lag ab Anfang der 1960er Jahre bis zum Sieg der Konterrevolution in der DDR höher als in der BRD. Leider hätten viele DDR-Bürger erst danach begriffen, wie wertvoll ihr Volkseigentum war.
Monika Strauß erläuterte die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone 1945 und 1946 und die Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR ab 1952. Sie griff immer wieder auf Beispiele aus dem Kreis Wanzleben zurück, wo sie selbst wirkte. Strauß schilderte die Widerstände gegen die Kollektivierung und den Bewusstseinswandel, der bei vielen Bauern einsetzte. 1989/1990 schließlich hätten die LPG-Bauern am härtesten dafür gekämpft, das Erreichte zu bewahren.
Den Referenten gelang es, ein erstaunlich konkretes Bild über das Leben in der DDR zu zeichnen. Sie hoben Erfolge aus vierzig Jahren sozialistischen Aufbaus hervor, gingen vor allem aber auf die Schwierigkeiten dabei ein und beleuchteten die Lösungen, die Kommunisten entwickelten. Auch Fehler benannten sie. Aus diesem Erfahrungsschatz müssen wir lernen. Die DDR sei kein „Sozialismusversuch“ gewesen, sagte Hans Bauer mit Verweis auf den Historiker Kurt Gossweiler, sondern „Kapitel I des Sozialismus“.
Richard Höhmann beendete das Seminar mit einem Versprechen, auch in Richtung der Referenten: „Ihr könnt euch drauf verlassen, es gibt hier eine Wiederholung!“
KLS 2025
Auch 2025 bietet die Bildungskommission der DKP spannende Seminare in der Karl-Liebknecht-Schule in Leverkusen an. Konkret geplant sind:
• Seminar zur Organisationspolitik (14. bis 16. März 2025)
• Grundlagenschulungen (29. Mai bis 1. Juni 2025 sowie 2. bis 5. Oktober 2025)
• Seminar zur Kommunalpolitik (6. und 7. September 2025)
Zudem plant die DKP zwei Seminare zusammen mit der Marx-Engels-Stiftung.
Weitere Informationen gibt es auf der Website der Karl-Liebknecht-Schule.
Die Anmeldung erfolgt über die jeweilige Grundorganisation der DKP.