Linke Literaturmesse 2024: Ein Treffpunkt für den revolutionären Widerstand

Kommt mit leeren Taschen …

Raphael Fleischer

Vom 1. bis 3. November findet in Nürnberg im Künstlerhaus die 29. Linke Literaturmesse statt. Mit einem klaren Fokus auf die vielfältigen kapitalistischen Krisen und den Widerstand dagegen bietet die Messe auch in diesem Jahr ein starkes Forum für politische Aktivisten, Marxisten und revolutionär Denkende. Wir stellen im Folgenden einige der mehr als 60 Veranstaltungen vor:

„Rechts um – oder volle Kraft links voraus?“ ist das Thema der Podiumsdiskussion, mit der die Messe am Freitag, den 1. November, eröffnet wird. Zu dieser Frage diskutieren ab 20 Uhr der Politikwissenschaftler Frank Deppe, Özlem Demirel, Mitglied des EU-Parlaments für „Die Linke“, und Kim Kolja vom „Bund der KommunistInnen Berlin“.

Am Samstag, den 2. November, starten dann im Stundentakt fünf Veranstaltungen gleichzeitig. Direkt zu Beginn um 12 Uhr entfaltet Günter Pohl seinen dritten Band „Von der Ordnung der Welt“ und rückt dort zumindest schon mal philosophisch die Welt wieder zurecht. Um 14 Uhr beginnt eine Veranstaltung der UZ-Redaktion mit Ralf Hohmann zum „Reaktionären Staatsumbau“. Der Jurist und UZ-Autor wirft einen kritischen Blick auf die Entwicklungen in der deutschen Strafgesetzgebung. Sein Fazit: In Zeiten von Aufrüstung und Militarisierung werden zunehmend demokratische Rechte abgebaut und faschistische Tendenzen verstärkt. Tatsächlich zeitgleich stellt Arnold Schölzel für die UZ-edition die nun auch in deutscher Übersetzung verfügbaren Tagebücher des legendären Maurice Thorez vor. Thorez war von 1930 bis 1964 Generalsekretär der Französischen Kommunistischen Partei (PCF) und stand damit an der Spitze einer der stärksten kommunistischen Parteien Europas. Um 17 Uhr stellen drei Hochschullehrende in einer fulminant recherchierten Arbeit ihr Buch „Apartheid in Israel – Tabu in Deutschland?“ vor. Der Neue ISP-Verlag hat sich ganz wissenschaftlich an die Grundlagen des aktuellen Krieges Israels und das Tabu in Deutschland gewagt.

Der Sonntag, der 3. November, startet um 11 Uhr mit der verdienstvollen Arbeit „Andreas, Lubov, Jacques – vergessene Fremdarbeiterkinder in Nürnberg während des Zweiten Weltkrieges“ von Gabi Müller-Ballin. In einer akribischen Recherche hat sie den Kindern ihre Identität zurückgegeben und erzählt erstmals deren Geschichte und die ihrer Eltern. Im Stundentakt geht es dann hochkarätig weiter: Manfred Sohn, Vorsitzender der Marx-Engels-Stiftung, zeigt um 12 Uhr in „Die Sanktionsmaschine – Eine Einführung“ (Mangroven Verlag) wie Deutschland seit 2022 einen Wirtschaftskrieg gegen Russland und zunehmend gegen China führt. Von den Ursprüngen im 1. Weltkrieg bis zur Unvereinbarkeit mit der UN-Charta bietet er eine umfassende Einführung in das Thema. Um 13 Uhr referiert Artur Pech in „Marx und Engels über Migration“ nicht nur Marx und Engels, mit seiner Erfahrung als Kommunalpolitiker wendet er ihre Methode auf die aktuelle Migrationsdebatte an. Sein Credo: Der Migration ist moralisierend nicht beizukommen. Schließlich würdigt Georg Fülberth um 14 Uhr in „Thomas Kuczynski: Letzte Geschichten aus dem Lunapark. Historisch-kritische Kolumnen zur Ökonomie der Gegenwart“ den Statistiker, Ökonomen und Wirtschaftshistoriker, dessen Todestag sich diesen November zum ersten Mal jährt.

Viele weitere Namen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind UZ-Leserinnen und –Lesern bekannt: Susann Witt Stahl, Ulrike Eifler, Kalle Kunkel, Lothar Schröter, Gisela Notz, Hannes Hofbauer und Glenn Jäger sind nur einige der Referentinnen und Referenten, die sich in Nürnberg die Klinke in die Hand geben.

Die Messe findet vom 1. bis 3. November im Künstlerhaus in Nürnberg statt. Wie immer wurde sie durch ein breites Kollektiv in unbezahlter Arbeit ein Jahr lang vorbereitet, damit es heißen kann: Der Eintritt ist frei und das Programm hochkarätig. Alle, die mit dieser Welt noch nicht abgeschlossen haben, sind aufgerufen sich dieses politische Highlight nicht entgehen zu lassen. Nürnberg erwartet euch – kommt mir leeren Taschen und ihr werdet mit stärkenden Begegnungen und papiernen Kilos wieder heimreisen.

29. Linke Literaturmesse
1. bis 3. November 2024
Künstlerhaus, Königstraße 93, Nürnberg
Infos und Programm: linke-literaturmesse.org

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"Kommt mit leeren Taschen …", UZ vom 25. Oktober 2024



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