Rhythmische Marschtrommeln. Militärischer Gleichschritt. Auftritt John R. Allen auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten, der Hillary Clinton zur Präsidentschaftskandidatin ausrufen wird. Das zentrale Motto heißt: „Protecting America“, obwohl erkennbar niemand in der Lage ist, „America“ – genauer, die USA – zu bedrohen. „Protecting America“ meint denn auch so etwas wie: „Gehet hin in alle Welt“ – und bringt viele braune, gelbe oder rote Menschen um.
Mit John R. Allen, dem ehemaligen Vier-Sterne-General des US-Marine Corps, der zentralen Truppe des „Protecting America“-Unternehmens, sind weitere Militärs, verdiente Veteranen aus dem Irak- und dem Afghanistankrieg einmarschiert, die protectingmäßig ihr Leben riskiert hätten, „weil sie dieses Land lieben“, ruft Allen in die begeistert johlende Menge. Eine „Zukunft der Einheit und Hoffnung“ oder ein „dunkler Ort der Zwietracht und Angst“, das sei die Wahl. „Wir müssen die Hoffnung wählen!“ brüllt Allen und meint Clinton. „USA, USA, USA“-Rufe. Was nun kommt, ist an Militarismus und Nationalismus nur schwer zu übertreffen. Es ist nicht nur ein entschlossenes „Weiter-so!“, etwa von dem Kaliber: Wir sind das stärkste Land der Erde, die Hoffnung der freien Welt, wir werden die Tyrannei und das Böse besiegen, unsere Feinde werden uns fürchten etc. Und dazu: „Hillary Clinton ist genau, genau die Sorte ‚Commander-in-Chief‘, den Amerika braucht.“
Die Obama-Administration hat die USA an den Rand eines Krieges gegen Russland manövriert. Mit Allen hat der militärisch-industrielle Komplex klargestellt, dass dieser Kurs weiter gehalten werden soll und dass er in Clinton die geeignete Oberbefehlshaberin auch gegen Russland sieht.
Durch das Wells Fargo Center weht ein Hauch von Sportpalast-Atmosphäre. Man fragt sich ständig, wann kommen die berühmten zehn Fragen. Februar 1943, gerade zwei Wochen nach der vernichtenden Niederlage von Stalingrad, suchte die NS-Führung ihr Heil in einer Radikalisierung der Kriegsanstrengungen. Strategisch betrachtet war der Krieg längst verloren. Aber operativ-taktisch sah es längst nicht so aus. Die faschistischen Truppen konnten durchaus noch siegen.
Die Lage des US-Imperialismus ist anders, aber auch nicht komfortabel. Strategisch betrachtet hat er zwar den Kalten Krieg gewonnen, aber zu einem hohen Preis. Die ökonomische wie gesellschaftlich-kulturelle Erosion und fiskalische Zerrüttung und der Verfall seiner geistig-moralischen Hegemonie. Abgesehen von solchen „Erfolgen“ wie Grenada und Panama hat er seit dem zweiten Weltkrieg keinen Krieg wirklich gewonnen, meint, mit einem irgendwie gearteten positiven Ergebnis abgeschlossen. Das heißt die teuren Kriege produzieren stets weitere, teurere Kriege. Die Staatsschulden liegen bei 20 Billionen Dollar. Eine weitere Finanzierung ist ohne die Notenpresse kaum vorstellbar.
Donald Trump verkörpert wohl die Kapitalfraktion, die hier partiell die Reißleine ziehen will. Er will, zumindest nach seinen bisherigen Einlassungen, genau den Deal, den Allen verächtlich ablehnt. Clinton will keinen Deal, sondern die Konfrontation, gern auch den Krieg. Sie steht für die Radikalisierung. Allen hat die berühmten zehn Fragen nicht gestellt. Er weiß genau, dass diesmal der „Totale Krieg“ tatsächlich ein totaler werden könnte und diesmal nicht nur für braune, gelbe und rote Menschen: Der atomare Krieg gegen Russland. Die materielle wie auch die psychologische Aufrüstung läuft schon auf Hochtouren. Mit Hillary, demnächst wohl als Commander-in-Chief.