Ende März war in einem ZDF-Interview bei Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Einsicht angekommen: „Wir sind quasi Kriegspartei als Wirtschaftskriegspartei.“ Drei Monate später klagt er, die – von Russland technisch begründeten – Kürzungen von Gaslieferungen seien ein „ökonomischer Angriff Putins auf uns“. Selbst wenn er recht hätte, ist das ungefähr so, als liefe jemand im grünen Trikot auf einen Fußballplatz und protestierte beim ersten Gegenangriff beim Schiri energisch dagegen, dass die anderen versuchen würden, in die eigene Hälfte zu kommen und aufs eigene Tor zu spielen – das wäre ja wohl nicht in Ordnung und gegen die Spielregeln.
So wie Habeck einen komischen Wirtschaftskrieger abgibt, verkündet die der SPD angehörige Kriegsministerin ausgerechnet am 81. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, nun seien deutsche Panzerhaubitzen auf ukrainischem Boden eingetroffen und stünden bereit, russische Soldaten in Stücke zu reißen. Das ist nicht mehr komisch, denn klar dürfte doch selbst den Regierungsmitgliedern, die so gen Moskau ziehen, mindestens eines sein: Wer dafür sorgt, dass nach 81 Jahren jetzt wieder mit deutschen Waffen russische Männer, Frauen und Kinder auf dem Boden der ehemaligen Sowjetunion getötet werden, nimmt zumindest billigend in Kauf, dass – wie ab Herbst 1944 schon einmal – auf deutschem Boden mit russischen Waffen deutsche Männer, Frauen und Kinder getötet werden könnten.
Diese nun von Bundeskanzler Olaf Scholz, Habeck und dem FDP-Vorsitzenden Christian Lindner historisch zu verantwortende Zeitenwende wurde von noch weiter rechts stehenden Kräften auch deshalb so bejubelt, weil damit frühere programmatische Versprechen sowohl der SPD als auch der „Grünen“ glatt gebrochen wurden. Die Wochenzeitung „Junge Freiheit“ wies vor einiger Zeit genüsslich darauf hin, dass kein einziges Kabinettsmitglied in der Bundeswehr „gedient“ habe. Sie würden allesamt gegen die Überzeugungen ihrer eigenen Jugend handeln. Der Bruch mit der eigenen Vergangenheit wird die ideologische Basis beider Parteien mit der Zeit zerfräsen. In der Perspektive werden diese komischen Krieger ersetzt werden durch Leute, denen das Kriegshandwerk und der Feldzug gegen die Bolschewisten ein in Jahrzehnten gewachsenes inneres Bedürfnis ist.