Lieber auf „Entwicklungshilfe“ verzichten, als sich wieder Europäern unterzuordnen: Niger möchte nicht mehr mit EU-Botschafter Salvador Pinto da França kooperieren. Was passiert war? Laut der EU hatte da França Geld an Opfer der Überschwemmungen verteilt, die Niger seit Juni heimsuchen. Die Übergangsregierung in Nigers Hauptstadt Niamey wertete das als Versuch, sich in Kolonialmanier in innere Angelegenheiten des Landes einzumischen. Sie verwarnte da França. Daraufhin rief die EU ihren Statthalter nach Brüssel zurück. Die Regierung um General Abdourahamane Tiani widersetzte sich einem Erpressungsversuch der EU, die drohte, „Entwicklungshilfe“ zurückzuhalten, und besteht darauf: Die EU müsse einen anderen Botschafter entsenden, wolle sie in Niger präsent bleiben.
Seit einem Militärputsch im Juni 2022 kämpft die neue Regierung um Tiani um Unabhängigkeit. Eine kaum verholen angedrohte Militärintervention Frankreichs scheiterte auch an der Solidarität der Nachbarländer Mali und Burkina Faso. Mit diesen Ländern zusammen hat Niger die Allianz der Sahelstaaten gegründet, die auch ein gegenseitiger militärischer Beistandspakt ist. Französische, US-amerikanische und deutsche Militärs sind in Niger nicht erwünscht. Verträge, die deren Stationierung regelten, hat Niamey gekündigt respektive auslaufen lassen.
Ganz Afrika spricht über das neue Selbstbewusstsein der Sahelstaaten. In Europa weigert man sich noch, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen.