Indische Kommunisten begrüßen Entscheidung zur Netzneutralität

Kolonialherren gescheitert

Marc Andreessen war sauer. Die indischen Behörden hatten das Facebook-Projekt „Free Basics“ gestoppt. Nach Angaben des Konzerns sollte damit Hunderten Millionen Menschen ein zumindest eingeschränkter Internetzugang ermöglicht werden. Nach Einschätzung der zuständigen indischen Behörde TRAI verletzte Facebook damit die Netzneutralität, weil der kostenlose Zugang nur für bestimmte Angebote möglich sein sollte – darunter natürlich Facebook (siehe auch die Kolumne auf Seite 9). Andreessen, Spekulant und Facebook-Großaktionär, bestätigte auf Twitter, dass hinter „Free Basics“ genau die Kolonialherren-Mentalität steckt, vor der indische Aktivisten gewarnt hatten: „Anti-Kolonialismus war für das indische Volk über Jahrzehnte wirtschaftlich katastrophal“.

Die beiden großen kommunistischen Parteien Indiens begrüßten die Entscheidung. Die Communist Party of India (CPI) stellte fest:

„Das ist eine entscheidende Niederlage für diejenigen, die versucht haben, im Namen eines freien Internets den mobilen Internetzugang zu manipulieren. Millionen junger Menschen im ganzen Land haben unermüdlich dafür gekämpft, die wirkliche Netzneutralität zu verteidigen. Die CPI gratuliert ihnen zu ihrem Sieg.

Versuche, das Internet und den mobilen Datenzugang zu kommerzialisieren und ein Monopol in diesem Bereich zu erlangen, schaden dem freien Austausch von Informationen. Die Menschen müssen auch in Zukunft wachsam sein gegenüber solchen Versuchen.“

Die Communist Party of India (Marxist) (CPI (M)) fasste zusammen:

„Die Beratung über das Projekt fand mitten in einer beispiellosen Werbekampagne statt. Facebook und bestimmte andere Unternehmen sollten die öffentliche Meinung unter ihren Einfluss bringen, aber sie sind damit gescheitert. Die Entscheidung der TRAI muss gelobt werden. Die CPI (M) gratuliert all den Internetaktivisten, die für die Netzneutralität gekämpft haben.

Die CPI (M) möchte die Gelegenheit nutzen, um die Regierung auf die Notwendigkeit hinzuweisen, den Internetzugang für alle Teile der Gesellschaft zu verbessern, damit sie das riesige Potential des Mediums nutzen können.“

Übersetzung: UZ

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Kolonialherren gescheitert", UZ vom 19. Februar 2016



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Haus.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit