Ich will mich zu der kühnen These im Artikel (…) äußern: „Der jetzige Temperaturanstieg ist das Resultat von 200 Jahren ungezügelter kapitalistischer Wirtschaft und industrieller Landwirtschaft.“ Wenn da stehen würde „Konsumgesellschaft“, dann hätte ich nichts zu meckern. Aber so finde ich die Aussage in mehrfacher Hinsicht irreführend.
Historisch: Es hat nach 1989/1990 lange gedauert, bis ich Statistiken geglaubt habe, die auswiesen, dass die DDR Weltspitze bei der CO2-Emission pro Mensch war. 18 Tonnen CO2/Mensch pro Jahr waren ausgewiesen. Dass aus diversen Gründen überwiegend Braunkohle als Primärenergieträger eingesetzt wurde und dass dadurch die CO2-Bilanz nur die halbe Wirklichkeit und Möglichkeit widerspiegelte, war klar. (…) Erst ein durchaus nicht systemfeindlicher, fach- und sachkundiger Ex-DDRler klärte auf und bestätigte: Doch, die Wärme wurde im Winter unkontrolliert zum Fenster rausgeblasen. Es gab keine Kraft-Wärme-Kopplung und es gab keine Heizungsthermostate und die Wärme war (scheinbar!) billig (Warmmiete?) und deshalb hat niemand an sparsamen Umgang gedacht.
Und die Landwirtschaft in den sozialistischen Ländern? (…) Im sogenannten Westen wurde die Produktivität der Landwirtschaft durch Subventionen gepusht, in den sozialistischen Ländern sollte die Kollektivierung die Bedingungen verbessern und die Produktivität steigern. In beiden Fällen kam sowas wie „Industrialisierung“ durch „Intensivierung“ heraus. Zu Lasten von Böden und Klima. (…)
Wenn heute bei Diskussionen über Klimaschutz auch darüber zu sprechen ist, dass Energieträger (und Konsumgüter) für die Endverbraucher teurer werden (müssen/müssten), da die Klimafolgen „eingepreist“ werden müssen und die Technik (und damit die Kosten) aufwändiger sein muss, dann ruft die Linke im Chor mit allen bürgerlichen Parteien „Nein!“ – wegen der armen Armen! Richtiger wäre es, an der Stelle – neben der Forderung nach Abschaffung der Armut – finanzielle Kompensation für finanzärmere Haushalte und Menschen zu fordern … oder zum Beispiel „Staffeltarife“ für Strom und Gas. (…)