Schon oft wurden Fußballspieler auf Briefmarken abgebildet. Aber noch nie hat ein Team eine Briefmarke gestaltet, dies gelang erstmalig der isländischen Nationalelf. Die Marke ist für isländische Inlandsbriefe bis 50 Gramm vorgesehen. Gemeinsam mit einem Ersttagsstempel wird sie seit dem 26. April ausgegeben.
Auch Alfred Finnbogason (FC Augsburg) und Rúrik Gíslason (SV Sandhausen), zwei in der Bundesrepublik spielende Isländer aus dem WM-Kader, waren beteiligt. Sie haben durch den Abdruck ihrer Hände am Markenmotiv mitgewirkt. „Die Aktion hat Spaß gemacht“, erklärt Finnbogason. „Ich hoffe, dass viele Fans diese Briefmarke nutzen, um ihren Freunden von einer erfolgreichen WM unserer Mannschaft zu berichten.“
In Russland wird Mitte Juni erstmals ein Nationalteam aus Island an einer Fußballweltmeisterschaft teilnehmen. Die rund 100000 Quadratkilometer große Vulkaninsel hat knapp 350 000 Einwohner und ist damit das am dünnsten besiedelte Land Europas.
Während eines Trainingslagers in Katar am Persischen Golf beteiligten sich sämtliche Nationalspieler an einem ungewöhnlichen Kunstprojekt des Grafikers Örn Smári Gíslason. Jeder Kicker bekam ein von Gíslason entworfenes und vorgefertigtes Bild, das er auf transparentes Papier übertragen sollte. Anschließend sammelte Gíslason sämtliche Skizzen ein, scannte sie digital, fügte sie zu einer Illustration zusammen und formte das Bild einer Briefmarke. Herausgekommen ist ein eigenwilliges und mehrdeutiges Motiv; zu sehen ist ein Paar klatschender Hände, das gleichzeitig zwei Gesichter begeisterter Anhänger abbildet. Sie skandieren das bekannte isländische Anfeuerungsritual „Húh“.
Über den beiden Händen steht der Zusatz „Strákarnir okkar á HM í Rússlandi 2018“, der etwa mit „Unsere Jungs bei der WM 2018 in Russland“ übersetzt werden kann. In der oberen linken Briefmarkenecke wird das Logo des isländischen Fußballverbandes KSÍ abgebildet und unten ist der Hashtag „# FYRIR ÍSLAND“ (Für Island) zu lesen. Der Künstler Gíslason lebt in Reykjavík, 1995 machte er sein Examen als Grafikdesigner an der Isländischen Akademie der Künste. Heute leitet er eine eigene Werbeagentur, mehrmals designte er Briefmarken für die isländische Post.
Von 1986 bis 1989 wurde das isländische Nationalteam von Siggi Held, Vizeweltmeister von 1966, trainiert. Heute, dreißig Jahre später, verfügt das Land über rund 100 Profikicker, viele wurden von ausländischen Clubs ausgebildet.
Auf die Frage, wie sich die beachtlichen sportlichen Erfolge erklären lassen, äußert Nationaltrainer Heimir Hallgrímsson in einem Presseinterview anerkennend, es sei viel in die Infrastruktur investiert worden: „Früher hatten wir nur ein paar Fußballfelder, die meist in schlechtem Zustand und im Winter – und der ist lang hier – unbespielbar waren. Jetzt gibt es überall überdachte Spielhallen, die es erlauben, das ganze Jahr über zu trainieren.“ Zudem betreibt der isländische Fußballverband eine vorbildliche und nachhaltige Jugendarbeit. Selbst im entlegensten Dorf gibt es heute „professionelle Fußballhallen und -trainer“, lobt Hallgrímsson.
Bis 2016 arbeitete Hallgrímsson noch regelmäßig in seinem Brotberuf als Zahnarzt, die Nationalelf trainierte er nebenberuflich. Doch nachdem die Isländer bei der Europameisterschaft 2016 bis ins Viertelfinale vordrangen, wurde er hauptberuflicher Chefcoach.
Island ist die kleinste Nation, die je an einer Fußball-WM teilgenommen hat, die Insel hat weniger Bewohner als Wuppertal. Während die Kicker des Wuppertaler Sportvereins in der Regionalliga West mit kaum bekannten Teams des SC Wiedenbrück, SV Rödinghausen, FC Wegberg-Beeck, TuS Erndtebrück und Westfalia Rhynern um Punkte streiten, bereiten sich die Isländer auf ihre Gruppenspiele gegen die Nationalauswahlen von Argentinien, Kroatien und Nigeria vor.
Nationalstürmer Alfred Finnbogason gab am 6. Februar 2016 sein Bundesligadebüt für den FC Augsburg, für den er auch heute noch seine Fußballstiefel schnürt. Mittelstürmer Rúrik Gíslason sicherte dem SV Sandhausen am 28. Spieltag durch sein Abstaubertor einen Punkt gegen den FC St. Pauli. Andere ihrer isländischen Nationalmannschaftskollegen spielen in der zweiten englischen Liga oder für schwedische, dänische und russische Clubs.