Jack Londons „Die Eiserne Ferse“ lohnt sich auch heute noch zu lesen

Klassiker voll Hoffnung – trotz alledem

Von Gesine Pillardy

Jack London, Abenteuerschriftsteller und Sozialist

Jack London, Abenteuerschriftsteller und Sozialist

( public domain)

Der US-amerikanische Schriftsteller Jack London (1876–1916) ist vor allem bekannt durch das Verfassen zahlreicher Abenteuerromane. Weniger bekannt ist, dass sich London in Essays zum Sozialismus bekannte und mit seinem Werk „Die eiserne Ferse“ im Jahr 1907 einen großartigen gesellschaftskritischen Roman geschrieben hat.

Originell ist der Aufbau der „Eisernen Ferse“: Der Roman ist als Manuskript verfasst, das im 26. Jahrhundert von einem Historiker aufgefunden wird. Zu diesem Zeitpunkt lebt die Menschheit in Frieden und Freiheit, in einer Gesellschaft der gleichen Rechte. Der Historiker bearbeitet das Manuskript und versieht es mit Fußnoten. Das Manuskript geschrieben hat Avis Everhard rund 700 Jahre früher.

Es beschreibt das Wirken ihres Mannes, des Revolutionärs Ernest Everhard, in den Jahren 1912 bis 1932. Dieses sind Jahre des Kampfes der Arbeiter gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Die Reaktion der Mächtigen – Jack London nennt sie in seinem Roman „Oligarchen“ – ist grausam und blutig. Gnadenlos zertreten sie – einer eisernen Ferse gleich – jegliche Form des Widerstandes.

Es ist, als hätte London den Faschismus vorhergesehen und beschrieben. Trotz der Beschreibung einer dunklen Zeit, einer Zeit der Kämpfe und Niederlagen, stimmt „Die Eiserne Ferse“ nicht pessimistisch. Denn ein wichtiges Element des Romans sind die vom Historiker eingefügten Fußnoten, die nötig sind, um den freien Menschen der späteren Epoche das ihnen fremde Leben im kapitalistischen Zeitalter zu verdeutlichen. Einem Gruß aus freier Gesellschaft gleich scheint es, wenn eine Fußnote erklärt: „Solange das System der kapitalistischen Produktion existierte, stritten Arbeit und Kapital sich über die Teilung des gemeinschaftlichen Gewinnes. Uns erscheint das heute als lächerliches Schauspiel!“ Oder über Karl Marx: „Es erscheint uns heute unglaublich, dass seit den ökonomischen Entdeckungen von Marx Generationen verstrichen sind, in denen er von anerkannten Denkern und Gelehrten verspottet wurde.“

London schien überzeugt davon, dass eine bessere Welt kommen wird. Die Lektüre der „Eisernen Ferse“ in unserer Zeit kann helfen, die Hoffnung darauf zu stärken.

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"Klassiker voll Hoffnung – trotz alledem", UZ vom 10. November 2017



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