„Ukraine verringert Raketeneinsatz im Innern Russlands, während Trump sich auf Amtsübernahme vorbereitet“, sagt der Titel eines Beitrags der „New York Times“ vom 27. Dezember 2024. Demnach lieferten die USA 2023 500 ATACMs an Kiew. Übrig seien weniger als 50. Nach dem 4. November 2024 und Bidens „Freigabe“ von Angriffen auf Ziele „tief in Russland“ verballerte Kiew in sechs Einsätzen 31 der kostbaren Raketen. Parallel hatten London und Paris solche Angriffe mit den von ihnen gelieferten Storm Shadows und SCALPs genehmigt, deren Vorräte auch zur Neige gehen. Laut „New York Times“ hätte Kiew die Missiles „gezielter“ einsetzen sollen. Nun würden sie knapp und Trump werde schwerlich für Nachschub sorgen.
Trump kritisierte die Raketenangriffe „tief in Russland“ als „äußerst dumm“. Ihre Funktion war, russische Gegenschläge zu provozieren und Friedensverhandlungen des Trump-Teams mit Moskau zu vereiteln. Putin reagierte mit der neuen konventionellen Rakete Oreschnik, gegen die es bisher kein Abwehrsystem gibt. Das Fazit des „New York Times“-Artikels: „NATO-Offizielle“ messen den Einsätzen westlicher Raketen durch die Ukraine nur „begrenzte Effektivität“ bei. Ihr Einsatz habe „den Kriegsverlauf nicht verändert“. Ihr Einsatz führte dieses Mal aber, fügt die Zeitung hinzu, auch nicht zur Eskalation, da Putin den Amtsantritt Trumps abwarte.
Moskau gibt sich „offen“ für Gespräche, erwartet die Lösung aber eher auf dem Schlachtfeld. Hier übernahm nach dem Scheitern der Offensive der ukrainischen Armee 2023 die russische Seite die Initiative und ging vom Abnutzungskrieg zur Offensive über. Nach dem Fall Awdejewkas im Februar 2024 beschleunigte sich ihr Vormarsch westwärts. Den Druck entlang der übrigen Frontlinie hielt sie aufrecht. Die ukrainische Armee ist ausgelaugt und verliert täglich mehr Soldaten als sie neu rekrutiert. Dazu desertieren immer mehr. Die westliche Hilfe nimmt ab. Die Kursk-Invasion verschaffte einen kurzen Hype. Inzwischen sehen viele sie als Falle, die ukrainische Kräfte vom Donbass abzog.
Nach Trumps Wahlsieg warfen die in Thinktanks und Medien der USA, EU und NATO dominierenden Neocons täglich neue „Friedenspläne“ auf den Markt. Ihr realer Gehalt ist die Fortsetzung des Kriegs in neuem Gewand, im besten Fall eine „Atempause“ für die ukrainischen Soldaten nach dem Muster von Minsk 2: „Einfrieren“, „Friedenstruppen“, NATO-Beitritt der Ukraine erst in 20 Jahren. Biden habe 2021 angeboten, den NATO-Beitritt um 10 Jahre zu verschieben, sagt Putin. „Friedenstruppen“ von NATO-Staaten in der Westukraine, kann nur als Verhöhnung gemeint sein. Minsk 2 ist nach den Geständnissen Merkels, Hollandes und Poroschenkos für Russland verbrannt.
Selenski ist strikt gegen ein „Einfrieren“. Podolyak, Präsidialamtsberater, lehnt Verhandlungen ab. Russland sei noch nicht genügend geschwächt. Selenskis Clique setzt auf Krieg bis zum Kollaps. Was der Westen an Waffen liefert, wird für Blitz-Konterattacken gesammelt. Sie sollen Trump überzeugen, dass die Ukraine kriegstüchtig ist. In das gleiche Horn bläst die EU-Spitze. Mit Frankreich und Deutschland ohne stabile Regierungen, geben derzeit Polen und Balten, schrille Einpeitscher für Krieg und Eskalation, in Brüssel den Ton an, sekundiert aus London.
Der britische „Independent“ malt für 2025 „Putins Sieg über Europa“ an die Wand (31. Dezember 2024). Für BBC begann das „Endgame in der Ukraine“ (1. Januar). Den bourgeoisen europäischen Eliten erscheinen die Niederlage der Ukraine und ein befürchteter Teilrückzug der USA aus Europa als Vorboten des Untergangs der abendländischen Zivilisation. Sie werden sich damit nicht abfinden. Damit liegen die Positionen von EU, Ukraine, USA und Russland gegenwärtig so weit auseinander, dass ein Verhandlungsfrieden irreal erscheint. Möglich, dass der weitere Frontverlauf das ändert.