Wo Hunderttausende Seit’ an Seit’ mit der Regierung gegen die AfD marschieren, sind wohlfeile Social-Media-Posts großer Konzerne nicht weit. Besonders kreativ: Der Kekshersteller Bahlsen. „Hass geht uns auf den Keks“, heißt es auf einem Werbebildchen der Firma – Schenkelklopfer –, darunter #niewiederistjetzt.
Bahlsen – war da nicht was? Genau, der Laden buk während des Faschismus Dauerbrot für die Wehrmacht und galt als kriegswichtiger Rüstungsbetrieb. Hunderte Zwangsarbeiter halfen mit, ungefragt sogar. Sie genossen „gute Behandlung“, weiß eine Broschüre, die Bahlsen zum 125. Firmenjubiläum im Jahr 2014 herausgab. Damit meinen die Fließband-Konditoren den Viehtransport zur Anreise, 72 Wochenarbeitsstunden und „Freizeit“ im bewachten Barackenlager. Für seine Zwangsarbeiter hat Bahlsen nicht einmal Krümel übrig. 60 ehemalige Zwangsarbeiter verklagten den Laden im Jahr 2000 auf gut eine Million DM. Das Gericht hielt ihre Forderungen für verjährt. Sie bekamen keinen Pfennig, durften aber die Prozesskosten tragen. Noch im selben Jahr trat Bahlsen der „Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter“ bei.
Diese Art von Humor hat sich der Kekshersteller offensichtlich bewahrt. Krieg, Faschismus? Nie gehört. #niewiederistjetzt, Hass aktuell nicht opportun. Man will ja morgen dabei sein, wenn wieder Dauerbrot gebacken wird für den nächsten Russlandfeldzug. Die Geschichtsvergessenheit entspricht ganz dem beherrschten Zeitgeist: Pünktlich zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz twitterte Ursula von der Leyen, das Vernichtungslager sei ein polnisches gewesen.