Faschisten feiern in Lettland – deutscher Konsul schweigt

Keine Unterstützung

Von Silvia Rölle

Am Freitag letzter Woche demonstrierten Mitglieder und Freunde der VVN-BDA vor dem lettischen Konsulat in Düsseldorf. Silvia Rölle, Landessprecherin der Antifaschisten sprach vor den Teilnehmerinnen und Teilnehmern:

Wir protestieren gegen die alljährlich am heutigen Tag stattfindende Ehrung der lettischen Waffen-SS in Riga. Zur Aufgabe der lettischen Waffen-SS gehörten die Mordaktionen an der jüdischen Bevölkerung. Diese Aufgabe nahmen diese Mordbanden sehr ernst. Sie gingen mit unglaublicher Brutalität vor. Die Veteranen der Waffen-SS und andere Faschisten marschieren immer am 16.3. in Riga in einem „Gedenk- und Ehrenmarsch“ zu dem sogenannten Freiheits-Denkmal. Diese Ehrung findet mit staatlicher Duldung und auch teilweiser offener Unterstützung durch Behörden statt.

Wir fragen uns, was das für eine Ehre ist? Wie kann man Mörder und Totschläger, die systematisch Menschen aufs grausamste töteten, ehren? Normalerweise werden solche Verbrechen strafrechtlich geahndet und nicht belobigt. Die Veteranen der Waffen-SS erhalten aus Deutschland eine Rente. Überlebende der SS-Verfolgung müssen um ihren Anerkennung als Verfolgte kämpfen und erhalten – wenn überhaupt – nur eine kleine Entschädigung bzw. Rente, die nie dem fürchterlichen Leiden angemessen ist bzw. auch nie sein kann. Wie kann Geld Leben und Gesundheit ersetzen. Es kann nur eine Anerkennung des erlittenen Leids sein. Diese Anerkennung wird den Verfolgten oft verweigert.

Mit diesem Ehrenmarsch werden die Überlebenden und deren Nachkommen verhöhnt. Ihre Leiden werden lächerlich gemacht. Noch schlimmer: Gegenproteste von Antifaschisten in Lettland ziehen erhebliche Repressalien nach sich, strafrechtliche Verfolgung, Telefonüberwachung, Reisebeschränkungen, Polizeiwillkür, Behördenschikanen, staatliche Einflussnahme auf Hotels und Reiseveranstalter. Diese Schikanen erfährt besonders die Organisation „ Lettland ohne Nazis“. Mitglieder der VVN-BdA werden mit Einreiseverboten belegt oder abgeschoben.

Wir würden uns wünschen, dass sich dieser besondere Fleiß der lettischen Behörden gegen die Täter richten würde und nicht gegen Antifaschisten, die für eine humane Welt ohne Faschisten kämpfen und in der Faschisten keine Chance haben, sich wieder breit zu machen und wieder Gräueltaten verrichten zu können.

Ja, und warum stehen wir hier – genau hier?

Jetzt kommen Sie ins Spiel, Herr Prof. Dr. Bruno Braun. Sie sind seit 1994 lettischer Honorarkonsul. Sie haben 2003 das Verdienstkreuz 1. Klasse von der BRD verliehen bekommen. Wir fragen uns wofür? Dass Sie die Interessen des lettischen Staates vertreten? Einem Staat, der Faschisten unterstützt und schützt und Antifaschisten drangsaliert? Kommen Sie nicht mit der Antwort „ich stelle nur wirtschaftliche Kontakte her“. Die Rolle der Wirtschaft in der Zeit der Nazis ist uns bekannt. Die Unternehmen kamen aus dem 2. Weltkrieg reicher hervor als sie es jemals vor dem Krieg waren. Die Opfer sind heute noch Opfer. Es darf nicht sein, dass weiterhin wirtschaftliche Interessen über Leichen oder Opfer gehen und Täter geschützt oder sogar gefördert werden. Mit Ihrer Funktion als Honorarkonsul unterstützen Sie indirekt diese Faschisten in Lettland. Da können Sie sich nicht aus der moralischen Verantwortung ziehen. Setzten Sie sich dafür ein, dass dieser Ehrenmarsch der Waffen-SS nicht mehr stattfindet und dass Veteranen der Waffen-SS keine Rente aus Deutschland beziehen. Wir würden uns über Ihre Unterstützung freuen.

Wir Antifaschisten werden jedes Jahr vor den lettischen Konsulaten demonstrieren und nicht eher aufhören, bis dieser Ehrenmarsch der Waffen-SS nicht mehr stattfindet und Antifaschisten in Lettland nicht mehr mit Repressalien belegt werden.

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"Keine Unterstützung", UZ vom 23. März 2018



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