Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen setzt ab sofort alle Aktivitäten im Zusammenhang mit dem „Hotspot“ im Lager Moria auf der Insel Lesbos aus. Die Entscheidung folgt dem Abkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei, das zur erzwungenen Rückführung von Migranten und Asylbewerbern von der griechischen Insel in die Türkei führen wird.
„Wir haben die extrem schwierige Entscheidung getroffen, unsere Aktivitäten im Lager Moria zu beenden, weil uns die Fortführung der Arbeit zu Komplizen eines Systems machen würde, das wir als unfair und unmenschlich ansehen“, erklärt Marie Elisabeth Ingres, die Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland. „Wir werden nicht zulassen, dass unsere Hilfe für eine Massenabschiebung instrumentalisiert wird. Wir weigern uns, Teil eines Systems zu sein, das keine Rücksicht auf die humanitären Bedürfnisse oder die Schutzbedürfnisse von Asylsuchenden und Migranten nimmt.“
Ab Dienstagabend stellte Ärzte ohne Grenzen alle Aktivitäten ein, die im Zusammenhang mit dem „Hotspot“ Moria stehen. Dazu gehören der Transport von Flüchtlingen mit Bussen in das Zentrum, die Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung sowie die medizinische Hilfe in einer Klinik innerhalb des Lagers. Ärzte ohne Grenzen wird die Arbeit im eigenen Transitzentrum in Mantamados fortführen, wo Neuankommenden Ersthilfe geleistet wird. Auch die Seenotrettung an der Nordküste von Lesbos wird fortgesetzt. Personen außerhalb des „Hotspots“ wird Ärzte ohne Grenzen weiterhin mit mobilen medizinischen Teams versorgen.
Pressemitteilung der Hilfsorganisation
Ärzte ohne Grenzen vom 23. März 2016