General Motors hat die betriebliche Krankenversicherung für streikende Arbeiter eingestellt, teilte die Gewerkschaft „United Auto Workers“ (UAW) mit. Damit gefährde General Motors die Gesundheit von zehntausenden Arbeitern, die am 15. September in den Streik getreten sind. Auch die Heilkostenpläne für Zahnbehandlungen und Sehhilfen werden, solange der Streik andauert, nicht weiter durch General Motors bedient.
Die UAW kündigte an, die Krankenversicherung der Arbeitnehmer zu übernehmen und die Kosten aus dem Streikfonds zu begleichen.
49 200 Arbeiterinnen und Arbeiter waren am 15. September an 31 Standorten in einen unbefristeten Streik getreten, da General Motors sich weigerte, bei Verhandlungen Zugeständnisse zu machen. Die Verträge mit den sogenannten „Detroit Drei“ (General Motors, Ford und FiatChrysler) waren in der Nacht zum 15. ausgelaufen, ohne dass General Motors ein akzeptabeles Angebot unterbreitet hatte.
Die Gewerkschaft hatte bei den Verhandlungen um einen neuen Vier-Jahres-Vertrag gefordert, dass die finanziellen Einbußen, die die Arbeiter im Jahr 2008 hingenommen hatten, zumindest ausgeglichen werden. Als Bedingung für ein Bundesdarlehen und Garantien nach der Konkursanmeldung von General Motors hatten die Arbeiter neben anderen Rückschlägen Lohnkürzungen und ein zweistufiges Lohnsystem hingenommen, das zwischen jüngeren und älteren Arbeitern unterscheidet.
„Während wir für bessere Löhne, bezahlbares Gesundheitswesen und Arbeitsplatzsicherheit kämpfen, weigert sich GM, hart arbeitende Amerikaner an ihrem Rekordgewinn von 35 Milliarden Dollar zu beteiligen“, so Terry Dittes, Verhandlungsführer der UAW.
Die Gewinne flossen derweil woanders hin. Die Geschäftsführerin von General Motors, Mary Barra, erhielt allein im vergangen Jahr 21,87 Millionen US-Dollar an Gehalt, Aktienoptionen und Prämien – das 281-Fache der durchschnittlichen Bezahlung eines GM-Arbeiters.
Neben „fairen Löhnen“ streiken die Arbeiter für bezahlbare Gesundheitsversorgung, einen Anteil an den Gewinnen von General Motors, das Ende des zweistufigen Lohnsystems und Arbeitsplatzsicherheit – GM hatte angekündigt sechs Werke zu schließen und die Produktion nach Mexiko zu verlagern. Außerdem verlangen die Streikenden einen „definierten Weg zur dauerhaften Bechäftigung von Zeitarbeitskräften“. Vor allem diese leiden unter dem 2008 eingeführten zweistufigen Lohnsystem.
General Motors bestritt, bei den Verhandlungen keine Zugeständnisse gemacht zu haben. Sie hätten sowohl Lohnerhöhungen, einen Bonus für die Unterzeichnung des neuen Vertrages als auch ein Versprechen angeboten, zwei der in diesem Jahr geschlossenen Autowerke, eines in Detroit und das andere in Lordstown, Ohio, wiederzueröffnen – allerdings zu einem nicht näher definierten künftigen Zeitpunkt.
Seit zwölf Jahren ist dies der erste Streik bei General Motors. Bereits am ersten Tag fiel die Aktie des Autobauers um 3,6 Prozent, laut dem Credit-Suisse-Analysten Dan Levy könnte der Streik General Motors bis zu 50 Millionen US-Dollar pro Tag kosten.