Wie gefährlich ist das Atomkraftwerk Tihange in Belgien?
Wolfgang Renneberg, ehemaliger Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium, zog im „Deutschlandfunk“ das Fazit, dass das „Schlimmstmögliche“, nämlich dass der Reaktor-Druckbehälter kaputtgeht, durchaus passieren kann. Das glaubt man offenbar auch in der deutschen Grenzregion. Im 70 Kilometer entfernten Aachen hatten die Stadt und das Land Nordrhein-Westfalen 2017 bereits vorsorglich Jodtabletten verteilt. Eine kleine Maßnahme, die dem Ausmaß einer möglichen Katastrophe nicht gerecht wird. Zitat Renneberg: Es gebe „eine Wahrscheinlichkeit von etwa 10 bis 20 Prozent für solch einen Fall, dass Aachen und die Region so viel Radioaktivität abbekommen, dass es unbewohnbar wird.“
Die belgische Atomaufsicht bleibt entspannt, sie hat ihre eigenen Experten und die geben Entwarnung – trotz Tausender Risse an Reaktordruckbehältern. Auch eine Reihe von Unfällen hat dies nicht geändert. Und unsere Bundesregierung? Kann leider nichts machen, möchte man meinen. Barbara Hendricks (SPD), bis vor kurzem Bundesumweltministerin, hatte der belgischen Regierung „die Besorgnisse der deutschen Bevölkerung in der Grenzregion“ übermittelt und erläutert, mehr kann man kaum von einer Regierung erwarten. Außer jemand käme auf den Gedanken, die belgischen Atommeiler nicht mehr mit Brennstäben aus deutscher Produktion zu versorgen. Die werden nämlich in Gronau und Lingen hergestellt. Danach gefragt, antwortet Atomexperte Renneberg: „Das ist eine Frage der dahinter stehenden wirtschaftlichen Interessen und da gibt es immer ganz große Probleme.“
Das stimmt. Die Bundesregierung hat immer dann große Probleme, wenn wirtschaftliche Interessen berührt sind. Das Recht auf Eigentum und freie Verfügung über Atomfabriken schlägt das Interesse der Bevölkerung, auch zukünftig in Aachen und Umgebung leben zu wollen. Da kann man wohl nichts machen, Merkel und ihre Bande von Sicherheitsfanatikern schon mal gar nicht.