Mit der „Operation Ajax“ stürzten der britische wie der US-Geheimdienst 1953 Premierminister Mohammed Mossadegh und den Iran ins Verderben – ein kollektives Trauma, das in der Fernwirkung 1979 in der 444 Tage dauernden Geiselnahme unter radikal-schiitischen Vorzeichen gipfelte. Tatbestand: die Verstaatlichung der iranischen Öl-Industrie. Nach der „islamischen“ Revolution von 1979 verloren die USA nicht nur ihre Botschaft im Teheraner Zentrum, sondern mit dem geschassten Mohammed Reza „Pahlevi“ einen westlichen Statthalter sowie den Zugriff US-amerikanischer Monopole auf Rohstoffe, Absätze und einen potenten Rüstungskunden. Eine Eiszeit folgte – mit Obama trat eine Tauwetterperiode ein, das Atomabkommen wurde unterzeichnet. Mit dem „Rückzug“ des Trumpismus spitzte sich die Konfrontation mit dem „großen wie kleinen Satan“ zu. Die Connection aus Tel-Aviv, Washington und Riad hält der gemeinsame geopolitische Feind trotz aller verbalen Differenzen zusammen.
Das Dilemma der sich im schleichenden Niedergang befindlichen US-Geopolitik in „Greater Middle East“: jedes profitable Abenteuer stärkte den Iran. Saddam Hussein wurde beerdigt, die Taliban bekriegt, der Regime-Change in Damaskus scheiterte, Suleimani ins Jenseits befördert und von Millionen beweint – der „schiitische Halbmond“ von Beirut bis Maschhad steht.
Unter diesem Lichte erscheint die Taktik der Iranhasser eindeutig: Mit der Herauslösung arabischer Staaten aus der ohnehin nicht existenten Solidarität mit Palästina, dem Ansetzen ökonomischer Daumenschrauben und der gezielten Diskussion um militärische Mittel wird die konfrontative Zuspitzung gesucht. Problematisch dabei ist, auch Teheran kann kein Jota zurück: Repressionen, Krise und Sanktionen rauben Handlungsspielraum wie Zeit. Nach dem erneuten Rückzug von Donald Trump von einer militärischen Lösung der Causa Iran dürften die herrschenden Kreise dem Blondschopf keine Träne nachweinen – wobei der 20. Januar noch nicht gekommen ist, der rote Knopf somit noch in Reichweite. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den 41. Präsidenten der USA – einen gewissen George Bush sen. –, dieser entsandte noch im Dezember 1992 Soldaten gen Somalia. Fraglich bleibt, wie es unter „Sleepy Joe“ weitergehen wird. Klar ist: Die Phalanx der Irangegner versucht Fakten zu schaffen – mit diesem Erbe wird Biden leben müssen, eine Entspannung unter ihm ist unwahrscheinlich.