Mit Slogans wie „Deine Möglichkeiten. Schulabschluss in der Tasche? Starte durch bei der Bundeswehr“, wirbt die Bundeswehr im Internet und im öffentlichen Raum unter dem Motto „Mach was wirklich zählt“ um Nachwuchs. Denn der fehlt. Vor allem für die Kriegseinsätze in aller Welt. Auf YouTube ist gerade eine Dokusoap „Die Rekruten“ angelaufen. Zielgruppe sind die 17- bis 25-Jährigen.
Der Tag der Bundeswehr dient dazu, unter jungen Leuten für die Bundeswehr zu werben. Da wird auch schon mal – wie 2016 geschehen – jüngeren Kindern die Waffe in die Hand gedrückt. Aber auch auf Messen ist die Bundeswehr mit Ständen dabei – das geschah vergangene Woche auf der Hochzeitsmesse in Berlin.
29,9 Millionen Euro gab die Bundeswehr allein im Jahr 2014 für Nachwuchswerbung im Klassenraum aus. 8100 Vorträge vor fast 140000 Schülern wurden in jenem Jahr gehalten, Lehrerinnen und Lehrer „fortgebildet“. Tausende weitere Veranstaltungen wurden durchgeführt. Auch Jobmessen an Schulen werden genutzt. Die geplanten Ausgaben der Bundeswehr für die reine Nachwuchswerbung belaufen sich 2016 auf 35,3 Millionen Euro.
Die Werbung an Schulen wird durch die Kooperationsvereinbarungen zwischen Schul-, Bildungs- bzw. Kultusministerien und Bundeswehr in vielen Bundesländern abgesichert.
Dagegen haben sich in vielen Regionen, Städten und Gemeinden Bündnisse formiert, wird seit Jahren Widerstand organisiert und Kampagnen wie zum Beispiel „Schulfrei für die Bundeswehr – Lernen für den Frieden!“ und viele andere durchgeführt. Aktiv dabei sind SDAJ-Gruppen und DKP-Mitglieder. Auch bei Aktionen vor und in Schulen, beim Ostermarsch und anderen Friedensaktionen.
Auf einer Tagung Ende Oktober in Düsseldorf bekräftigten Friedensgruppen wie die Deutsche Friedensgesellschaft –
Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) NRW, die GEW NRW und die LandesschülerInnenvertretung NRW ihre Forderung, die Kooperationsvereinbarung zwischen Schulministerium und Bundeswehr zu kündigen.
In ihrer Presseerklärung heißt es: „Auch mit der überarbeiteten Vereinbarung von 2012 habe das Schulministerium es in vier Jahren nicht erreicht, die einseitige Präsenz der Bundeswehr an Schulen zu stoppen, so Joachim Schramm vom Bündnis ‚Schule ohne Bundeswehr NRW’. Die Tagungsteilnehmer nahmen mit Empörung zur Kenntnis, dass auch Minderjährige für die Bundeswehr geworben und eingestellt werden. Diese Praxis soll laut Aussage der Verteidigungsministerin auch fortgesetzt werden.
Das Bündnis ‚Schule ohne Bundeswehr NRW’, die GEW NRW und die DFG-VK NRW hatten zu der Tagung eingeladen, an der Schülerinnen, Lehrer und Friedensaktivisten aus verschiedenen Organisationen teilnahmen. Mit Blick auf die im nächsten Jahr anstehenden Landtagswahlen diskutierten die TeilnehmerInnen Aktionen im Wahlkampf, um den Landtagskandidaten die Forderung ‚Schule ohne Bundeswehr’ nahezubringen. Auch für eine Stärkung der Friedensbildung an Schulen in NRW wollen sich die Aktivisten einsetzen.“