Der indonesische* Regierungschef kommt nach Deutschland und wird von Angela Merkel mit allen Ehren empfangen. Außer dass es schon Dutzende akkreditierte Vertreter indonesischer Medien in Deutschland gibt, bringt der gute Mann einen weiteren Schwung Journalisten mit – „embedded“ in seinem Regierungsflugzeug. Dazu wichtige Bosse aus Versicherungen, Banken und Konzernen.
Da es heißt, die übliche Pressekonferenz finde im Bundestag statt, halten es seine Medienleute für unvorstellbar, dass dieser zu klein sei, um alle zuzulassen, die für eine differenzierte Berichterstattung (die indonesischen Qualitätsmedien sind bekannt für ihre Vielfalt) nötig sind. Aber wie – sagen wir – die „Große Halle des Volkes“ in Peking sieht auch der Bundestag Nebenräume für solche Treffen vor, statt des Plenarsaales. Die Saaldiener, die in Deutschland natürlich baurechtliche Vorschriften zu beachten haben, lassen also nur die Medienleute herein, die im indonesischen Tross lange angekündigt waren, aber nicht dazu noch die, die irgendwo zwischen Tutzing und Leer Nachrichten nach Jakarta kabeln. Sie schrieben eh alle das gleiche, und weil Frau Merkel auch gern ein paar deutsche Journalisten dabei habe, sei der Raum eben voll.
Diese beschwichtigt ihren Amtskollegen unterdessen, dass sie bei ihren zwölf Reisen in die Volksrepublik China gelernt habe, dass es völlig egal ist, wie viele eigene Medienmenschen später berichten – einer hätte gereicht. Als Frau Merkel Anfang September dort war, schrieben nachher nämlich alle fast wortgleich das: „Nach Protesten erlaubte die chinesische Seite schließlich doch vier örtlichen Korrespondenten die Teilnahme. Es wurde aber nur eine Frage erlaubt. In der Delegation wurde spekuliert, ob vielleicht allzu kritische Fragen vermieden werden sollten – etwa zu Hongkong oder zum Schicksal der muslimischen Minderheit der Uiguren, die zu Hunderttausenden in Umerziehungslager gesteckt worden sind.“ Fast wortgleich, denn „Zeit online“ erhöht: „Eine Diktatur, die (…) mehr als eine Million muslimische Mitbürger in Umerziehungslagern interniert.“
Frau Merkel, die vermeiden will, dass der hohe Gast das KPD-Verbot oder den G20-Gipfel thematisiert, trägt eigenhändig noch vier Stühle in den Raum. Es macht nun wirklich keinen Unterschied.
* Wahlweise: peruanische, nordmazedonische, US-amerikanische, japanische, südafrikanische, norwegische, chilenische, tansanische, australische …