Israel greift in Gaza Schulen, Flüchtlingslager und Krankenhäuser an

Kein Entkommen, keine Zuflucht

Bei einem israelischen Luftangriff auf den Südlibanon sind mindestens zwei Journalisten des Senders „Al Majadin“ getötet worden, nach Angaben von dpa fiel dem Angriff auch ein Zivilist zum Opfer. Der Sender teilte mit, der Angriff sei „direkt und gezielt“ erfolgt. Israel wirft dem Sender vor, „Propaganda gegen uns zu betreiben“.

In Gaza selbst spitzt sich die Lage dramatisch zu. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF wachse durch den Wassermangel die Ausbreitung von Krankheiten drastisch an, schon jetzt gebe es laut WHO tausende Fälle von Windpocken, Durchfall-, Atemwegs- und Hauterkrankungen.

In dieser Situation greift Israel weiterhin gezielt die medizinische Versorgung Gazas an. Laut WHO haben nach dem Schifa-Krankenhaus zwei weitere Kliniken um Evakuierung gebeten, das Indonesische Krankenhaus und das Al-Ahli-Krankenhaus.

Damit gibt es in Gaza keine sicheren Orte mehr für Zivilisten, egal ob medizinische Einrichtungen, Schulen oder Flüchtlingslager – nach Angaben von UN-Mitarbeitern vor Ort ist man nirgendwo mehr sicher. Am Wochenende wurden zwei Schulen des UN-Flüchtlingshilfswerks bombardiert, mindestens 50 Menschen kamen dabei ums Leben.

Das medizinische Personal der angegriffenen Kliniken berichtet, wie gezielt gegen die Krankenhäuser als Hilfseinrichtungen vorgegangen wird: Eingangs- und Wartebereiche sowie Fenster werden gezielt beschossen, ohne Rücksicht auf Schutzsuchende, Patienten und Mitarbeiter. Warnungen erfolgen vor den Angriffen nicht. Die Chirurgie des Indonesischen Krankenhauses ist so zerstört worden, dass dort keine Operationen mehr stattfinden können. Das Krankenhaus war 2016 mit Hilfsgeldern aus Indonesien erbaut worden. Der Außenminister des Landes, Retno Marsudi, verurteilte den Angriff als „eindeutige Verletzung des internationalen humanitären Rechts“ und forderte andere Länder auf, auf Israel einzuwirken, um die Gräuel zu stoppen.

Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe von UZ am Dienstag zeichnete sich ein Ende der Verhandlungen über eine längere Feuerpause ab. Zudem sollen am 7. Oktober von der Hamas und ihren Verbündeten genommene Geiseln gegen Frauen und Kinder ausgetauscht werden, die von Israel ohne Gerichtsverhandlung gefangen gehalten werden. Im Falle einer Waffenruhe, so die Vereinten Nationen, könne „sofort“ umfassende Hilfe für Gaza geleistet werden. Ausreichend Hilfsgüter ständen bereit und könnten laut WHO sofort nach Gaza gebracht werden. Der UNICEF-Sprecher James Elder verlangte Sicherheitszusagen für die Helfer, bereits 104 UN-Mitarbeiter sind seit dem 7. Oktober in Gaza getötet worden.

Weltweit wird die Kritik an Israel lauter: Nach anderen Ländern haben am vergangenen Freitag auch Südafrika, Bangladesch, Bolivien, die Komoren und Dschibuti beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Klage wegen „Verbrechen gegen die Menschheit“ gegen Israel eingereicht. Die, die das – wie Scholz und Baerbock – noch als legitime „Selbstverteidigung“ bezeichnen, werden weniger.

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"Kein Entkommen, keine Zuflucht", UZ vom 24. November 2023



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