Kein Einzeltäter

Seit einer „Spiegel“-Serie des niedersächsischen Verfassungsschutzbeamten Fritz Tobias aus den Jahren 1959/60 hält sich hartnäckig die Annahme, der Niederländer Marinus van der Lubbe habe am Abend des 27. Februar 1933 das Berliner Reichstagsgebäude alleine in Brand gesetzt. Nun ist eine eidesstattliche Versicherung eines gewissen Hans-Martin Lennings vom 8. November 1955 im Archiv des Amtsgerichts Hannover aufgefunden worden.

In dieser sagt der 1962 verstorbene Lennings aus, dass ein in Zivil gekleidetes dreiköpfiges SA-Kommando, dem Lennings angehörte, van der Lubbe am Abend des Brandes von einem SA-Lazarett in der Lützowstraße im Berliner Bezirk Tiergarten abholte und in den Reichstag brachte. Der Niederländer habe schlecht sehen können, sich in einem „benommenen Zustand“ befunden und „kein Wort“ gesprochen. An einem Nebeneingang des Reichstagsgebäudes sei van der Lubbe „zwischen 20 und 21 Uhr“ von einer Person „in bürgerlicher Kleidung“ in Empfang genommen worden. Lennings glaubt, im Gebäude bereits „einen eigenartigen Brandgeruch“ wahrgenommen zu haben. Nach der Übergabe seien die drei SA-Männer von dem Zivilisten aufgefordert worden, „so schnell wie möglich“ wieder abzufahren.

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"Kein Einzeltäter", UZ vom 2. August 2019



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