Realer Protest vor BAYER-Zentrale

Kein Dialog

Christian LeMaan

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hat den BAYER-Konzern rund um die Uhr, rund um den Globus, rund um alle Themen unter zivilgesellschaftliche Beobachtung gestellt. Seit 1982 ist die CBG auch auf allen Aktionärshauptversammlungen präsent.

Im Schatten der Corona-Pandemie wollte der Konzern mithilfe eines Aktien-Notstandsgesetzes grundlegende Grund- und Aktionärsrechte aushebeln und dem Konzern mit seiner Hauptversammlung die Flucht ins Internet ermöglichen.
Die CBG protestierte in einem Offenen Brief gegen den mit dem Aktien-Notstandsgesetz verbundenen Abbau von Grund- und Aktionärsrechten und fand damit Widerhall bei Wirtschaftsmedien wie „Handelsblatt“ und „Capital“.
Mit juristischem und öffentlichem Druck setzte die CBG eine Demonstration am Tag der Hauptversammlung durch – vor dem Sendestudio des Konzerns in der BAYER-Zentrale in Leverkusen und trotz Corona. Dort begrüßte Konstantin Wecker mit einer Video-Botschaft die Aktivistinnen und Aktivisten. Neben der CBG sprachen auch Vertreterinnen der Partei „Die Linke“, Landwirte sowie Aktivistinnen verschiedener Organisationen. Klaus der Geiger unterstützte die Aktion mit Musik.

Unter dem Motto „BAYER geht online, der Protest auch“ organisierte die CBG den Widerstand auf sämtlichen möglichen Internet-Kanälen im In- und Ausland: YouTube, verschiedene Internetseiten, facebook, Twitter undsoweiter. Es fanden mehrere Veranstaltungen mit nationalen und internationalen Gästen in den Tagen vor der Hauptverammlung statt. Am Freitag vor der Hauptverammlung klinkte sich die CBG in den Klima-streik von „Fridays for Future“ ein. In der Schweiz wurde der große „March against BAYER & SYNGENTA“ ebenfalls im Internet durchgeführt. Am Tag der Hauptversammlung gab es einen Online-Protest-Stream der CBG mit einem neunstündigen kurzweiligen, hochpolitischen Programm sowie mit Live-Gästen aus aller Welt, mit Künstlerinnen und Künstlern wie Konstantin Wecker, Jane Zahn und Gerd Schinkel, mit Polit-Prominenz von Sahra Wagenknecht bis Renate Künast. Und natürlich mit Hunderten von Glyphosat-, Medikamenten- und anderen Betroffenen aus aller Welt. Der Kampf dieser Menschen um angemessene Entschädigungen ist einer der Gründe, weshalb BAYER dieses Jahr in eine virtuelle Hauptversammlung flüchtete.

Hunderte von Aktionären hatten der CBG ihre Stimmrechte übertragen. Die CBG war mit Tausenden von Aktien auf der Online-Hauptverammlung präsent. Mehr als 100 kritische Fragen wurden von mehreren Dutzend Rednerinnen gestellt. Bei den Abstimmungen stimmten viele Millionen Aktien mit der CBG mit „Nein“. Weitere zig Millionen Aktien enthielten sich der Stimme. Überhaupt wurden erstmals Enthaltungen auf der BAYER-HV durchgesetzt und damit der Gesamtumfang der nicht mit dem Vorstand konform gehenden Aktien deutlich. Die Entlastung des Vorstands erhielt mit mehr als 43 Millionen Aktien die meisten „Nein“-Stimmen von allen Abstimmungen überhaupt. Insgesamt circa 15 Prozent aller Aktien stimmten gegen die Entlastung oder enthielten sich.

BAYER-Vorstand Werner Baumann kündigte vor der Hauptverammlung großmäulig an, alle Fragen von AktionärInnen zu beantworten. Tatsächlich geschah dies nicht.

Axel Köhler-Schnura im WDR dazu: „BAYER verlangte, dass alle Fragen zwei Tage vor der Hauptverammlung schriftlich eingereicht werden. Damit hatte der Konzern genügend Zeit, sich vorzubereiten. Er fasste die Fragen unter allgemeinen Oberthemen zusammen, zog seine vorgefertigten Stellungnahmen aus der Schublade und verlas sie. Das war‘s!“ In einer Stellungnahme des Konzerns gegenüber dem WDR musste der Konzern zurückrudern: „Die Fragen konnten nicht alle in vollem Wortlaut vorgetragen werden, deshalb wurden die Fragen so zusammengefasst, dass das Thema für die Zuhörer verständlich war. Die Fragen wurden so beantwortet.“ Kein Dialog, keine Nachfragen. Die Namen der Fragenden blieben unerwähnt, mit Ausnahme der Großaktionäre.

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"Kein Dialog", UZ vom 8. Mai 2020



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