Fußballreise um die Welt: Südafrika

Kaum genutzte WM-Stadien

Von Hannes Schinder

Die Fußballreise von Panama (erschienen in UZ Nr. 28) in ein davon 11 800 km entferntes Land. Es spielt im Kontinentalverband CAF und ist – mal abgesehen vom Jahr 2010 – eher selten in der internationalen Fußballpresse vertreten. 2010 fand dort die Fußballweltmeisterschaft statt. Die Rede ist natürlich von Südafrika.

Der Fußball in Südafrika kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bereits 1892 wurde der Verband „South African Football Association“ (SAFA) gegründet. Seit Beginn des südafrikanischen Fußballs ist die Rassentrennung Teil dieser Geschichte, die auch heute noch sichtbar ist: So spielt die weiße Bevölkerung vorrangig Cricket und Rugby, wohingegen der Fußball von der schwarzen Bevölkerung dominiert wird. Die Spaltung der Gesellschaft zieht sich durch die sportlichen Disziplinen.

Zur Saison 1996/97 wurde eine neue Liga eingeführt, die Premier Soccer League. Dort treten 16 Mannschaften an, um den Meistertitel auszuspielen. Der Letztplatzierte steigt in die First Division ab und der Vorletzte spielt in einem Relegationsturnier gegen den Zweit- und Drittplatzierten der First Division um den verbleibenden Startplatz in der ersten Liga.

Die Zusage für die Austragung der Weltmeisterschaft 2010 erhielt Südafrika 2004. Davon erhoffte man sich eine bessere Infrastruktur für den Fußball. Fußball-Funktionär Chuck Blazer, 1996 bis 2013 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, gab zu, Bestechungsgelder für seine Stimme angenommen zu haben. Wundern tut dies sicherlich niemanden, es sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Nach der Entscheidung, Südafrika zum Austragungsort zu ernennen, wurde mit dem Bau moderner Fußballarenen begonnen. Die südafrikanische Regierung steuerte 60 Milliarden Euro bei. Es entstanden zehn Stadien, mit mindestens je 38 000 Plätzen. Das Finalstadion in Johannesburg fasste 84 500 Zuschauer. Heute werden die Stadien kaum genutzt. Der Zuschauerschnitt im Ligabetrieb liegt bei 7 500. Beim Rugby sind es einige mehr, aber selbst dort sind die Stadien kaum ausgelastet.

Für die Austragung der Fußballweltmeisterschaft musste die Regierung der FIFA besondere Privilegien zusichern. Von der WM 2010 profitierten so nur die FIFA und die Bauunternehmen. Südafrika blieb ein Schuldenberg, mit dem das Land bis heute zu kämpfen hat. Die FIFA erfüllte ihre Verpflichtung, den Fußball in Südafrika zu fördern, nicht. Denn durch die hohen Belastungen für die WM-Ausrichter profitiert der dortige Fußball kaum oder nur kurzfristig. Langfristig profitieren FIFA-Funktionäre wie Chuck Blazer oder Sepp Blatter.

Dabei ist es grundsätzlich wünschenswert, dass die WM auch in Ländern stattfindet, in denen der Fußball noch keine entsprechende Infrastruktur vorweisen kann. Aber die Austragungsländer sollten nicht die Lasten dafür tragen müssen. Den hohen Kosten einer WM steht der Durchschnittsverdienst eines südafrikanischen Profifußballers von im Schnitt etwa 800 Euro im Monat gegenüber – wenn dieser in der ersten Liga spielt. In Europa winken wesentlich bessere Verdienstmöglichkeiten, wenn auch nur für einige wenige. Die Besten können nicht im Land gehalten werden, dabei gilt die südafrikanische Premier Soccer League als die finanzstärkste Liga auf dem afrikanischen Kontinent.

Die Nationalmannschaft Südafrikas kann nur auf sehr wenige Erfolge zurückblicken: Bisher drei WM-Teilnahmen und der Weltranglistenplatz 65 sind vermerkt. Neun Mal nahm das Land an der Afrikameisterschaft teil. Diese konnte man 1996 bei der ersten Teilnahme auch zum ersten und einzigen Mal gewinnen. Der erhoffte Aufschwung im Fußball im Anschluss an diesen Titelgewinn blieb jedoch aus.

Die erste Liga wird von wenigen Mannschaften dominiert. Von 20 Meisterschaften wurden 14 von nur drei Mannschaften gewonnen. Namentlich Mamelodi Sundowns mit sechs, Orlando Pirates mit vier und Kaizer Chiefs ebenfalls mit vier Titeln. Insgesamt wurden sechs verschiedene Mannschaften Meister.

Attraktiv ist der Fußball in Südafrika, weil viel Wert auf Technik und spielerische Lösungsansätze gelegt wird. Umso bedauerlicher ist es, dass sich weiße Europäer, wie die aus der Gelddruckmaschinerie der FIFA, die Taschen auf Kosten des südafrikanischen Fußballs gefüllt haben.

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"Kaum genutzte WM-Stadien", UZ vom 4. August 2017



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