Katzenjammer mit Stern

Zum angekündigten Stellenabbau bei Daimler-Benz erklären Björn Blach, Bezirksvorsitzender der DKP in Baden-Württemberg, und Patrik Köbele, Parteivorsitzender der DKP:

Der neue Daimler-Konzernchef Ola Källenius musste auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz die „Anleger“ enttäuschen: es gibt pro Aktie nur noch 90 Cent Dividende. Der grüne Ministerpräsident Kretschmann beruhigt, er sehe Daimler nicht in der Krise. Die darf es beim Daimler auch nicht geben.

Trotz der Überproduktion der Automobilindustrie gelang dem Stuttgarter Konzern eine Steigerung des Umsatzes um 3 Prozent. Die Ursachen für den Gewinnrückgang benennt der Konzern mit sogenannten Zusatzkosten. Dahinter verstecken sich der Dieselbetrug und Probleme mit Airbags. Rechnet man die Zusatzkosten zum Gewinn vor Steuern, sind fast 10 Milliarden aus den Beschäftigten gepresst worden.

Für bessere Laune bei den „Anlegern“ soll nun ein Sparprogramm sorgen. Durch die Medien wandert die Zahl von 15.000 zu streichenden Stellen. Schon im vergangenen Jahr wurden allein im Werk Untertürkheim 1.000 Leiharbeiter entlassen.

Verzichten müssen die Daimler-Mitarbeitenden auch auf einen großen Teil ihrer „Erfolgsprämien“. Von knapp 5.000 Euro im letzten Jahr bleiben 1.100. Hätten sich die Kollegen nicht eine Prämie schenken lassen, sondern für tabellenwirksame Prozente gekämpft, könnte man ihnen die jetzt nicht so einfach nehmen. Vielleicht hätte sich der Gegenwert der Prämie in der Fläche nicht durchsetzen lassen, das wichtigere Ergebnis wäre die Verhinderung der Spaltung der Belegschaften in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie gewesen.

Die Beschäftigen zahlen damit nicht nur die Betrügereien und Fehler des Managements, sie sollen auch den Umbau des Konzerns zahlen. Der angebliche Gewinnrückgang ist eine Nebelkerze. Sie soll verschleiern, dass auf der einen Seite massive Investitionen nötig sind, um beim Thema Digitalisierung nicht abgehängt zu werden. Auf der anderen Seite gesamtgesellschaftlich das Konzept des Individualverkehrs überholt ist und die Automobilindustrie in ihrer jetzigen Form nur noch für die Profite der „Anleger“ einen Nutzen hat.

Für die Arbeitenden gilt es zu erkennen: Die allgemeine Krise des Kapitalismus lässt sich nicht mit Standortlogik und Co-Management lösen.

Es braucht einen demokratisch entwickelten Plan, der die Beschäftigung durch radikale Arbeitszeitverkürzung sichert, die technischen Innovationen nutzt und die Produktion auf die Zukunft umstellt, auf Produkte, die die Menschen brauchen, die das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen sowie die Umwelt berücksichtigt.

Dazu braucht es die gemeinsame, vereinigte Kraft aller Arbeitenden, ihren Willen dieses Land und diesen Staat zu führen, in ihrem und im Interesse der Mehrheit der Menschen.

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"Katzenjammer mit Stern", UZ vom 21. Februar 2020



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