Nach dem Kahlschlag wieder Verkauf? Immobilien im Visier

Karstadt greift Kaufhof

Von Herbert Schedlbauer

Die Zitterpartie der Beschäftigten im Handel geht weiter. Der jetzige Karstadt-Eigentümer René Benko macht einen neuen Versuch, sich den Kaufhof einzuverleiben. Der Österreicher Benko hatte dazu schon mehrmals Anlauf genommen. Doch im Oktober 2015 gab es erst einmal den Zuschlag für den Kanadier Hudson’s Bay (HBC). Personal und einige Betriebsräte atmeten durch. Doch dies war, wie so oft, ein Trugschluss. Schon kurz nach dem Kauf zeigte HBC, worauf es beim schnellen Geldmachen ankommt: Kahlschlag beim Personal, Fremdvermietung von Verkaufsflächen, Lohnverzicht durch erzwungene Teilzeit – das waren auch bei HBC die Spielregeln in den Filialen.

Damit machte der Kanadier von Anfang an eine ähnliche Geschäftspolitik, wie sie auch Benko praktiziert. Regelrecht von Karstadt kopiert wurde die Vorgehensweise, wie Höchstprofite erreicht werden sollten. Das immer gleiche Drehbuch, wie sich am schnellstens Profit für die Aktionäre machen lässt, liest sich so: Die Mieten in den Filialen explodierten, beim Kaufhof wie beim Karstadt-Kahlschlag. Die Filetstücke wurden verkauft und durch die viel zu hohen Mieten in 41 Filialen rutschte der Kaufhof in die roten Zahlen. Statt auf mehr Beratung und Personal zu setzen, drehte HBC unaufhörlich an der Schraube der Angst, Arbeitsverdichtung und die Vernichtung von Arbeitsplätzen folgten. Doch nun reicht auch das nicht mehr. Die kanadische Heuschrecke und der Investor Simon Property wollen mehr Geld sehen. Die Aktionäre drängen auf einen Verkauf.

Zwischen HBC, Karstadt und der österreichischen Signa des Immobilieninvestors René Benko gibt es Insidern zufolge deshalb Gespräche über einen neuen Handelskonzern. Man verhandelt darüber, dass Karstadt bei Kaufhof mit 51 Prozent einsteigen soll. Um den jetzigen Verkaufspreis nach oben zu puschen, will das Kaufhof-Management vor dem Verkauf noch einen Sanierungstarifvertrag für die rund 17 000 Beschäftigten der Galeria Kaufhof mit Hilfe der Gewerkschaft ver.di vereinbaren.

Vor gut einer Woche wurde bekannt, dass Benko, wie nicht anders zu erwarten, als Immobilienspekulant die großen Warenhausfilialen des Kaufhof Konzerns im Visier hat. Diese befinden sich ähnlich wie bei Karstadt in den besten Lagen der Innenstädte. Die Fusion der beiden Warenhausketten dürfte zu zahlreichen Schließungen und weiterer Vernichtung von Arbeitsplätzen führen. In München, Hamburg, Essen, Leipzig und Düsseldorf findet man Kaufhof und Karstadt in unmittelbarer Nähe zueinander. Hinzu kommt, dass mit einer neuen Warenhausgesellschaft die Verwaltung und der Einkauf ausgedünnt würde – was weitere Arbeitsplätze kostet.

Eine ver.di-Sprecherin war auf UZ-Nachfrage, wie auf die Situation von gewerkschaftlicher Seite reagiert werde, nicht erreichbar.

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"Karstadt greift Kaufhof", UZ vom 6. Juli 2018



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