Mit einer Afrika-Konferenz, die am Dienstag stattfand, will die Bundesregierung die Investitionen deutscher Unternehmen auf dem afrikanischen Kontinent fördern. Die Konferenz findet im Rahmen des „Compact with Africa“ statt, der vor mehr als zwei Jahren auf dem Hamburger G20-Gipfel gestartet und als Durchbruch für Afrikas wirtschaftliche Entwicklung gepriesen wurde. Hintergrund der Berliner Bemühungen ist die zunehmende globale Konkurrenz um Anteile am afrikanischen Markt, die längst nicht mehr nur auf China beschränkt ist: Während die Volksrepublik bereits größter Handelspartner Afrikas ist und auch bei den Investitionen aufholt, weitet auch Indien seine Aktivitäten auf dem Kontinent aus und hat Deutschland dort inzwischen hinter sich gelassen. Auch Russland gelingt es mittlerweile, seinen Einfluss in Afrika wieder zu stärken. Wie die anderen westlichen Mächte fällt die Bundesrepublik immer weiter zurück.
Mit Blick auf die zunehmenden äußeren Rivalitäten auf dem afrikanischen Kontinent ist die Bundesregierung seit Jahren bemüht, die deutsche Stellung dort wieder zu stärken. Dabei ging der deutsche Wirtschaftseinfluss zuletzt zurück. So brachen die deutschen Afrika-Exporte vergangenes Jahr um 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf einen Wert von gut 22,5 Milliarden Euro ein. Dies führte trotz eines deutlichen Anstiegs der Rohstoffimporte zu einem Rückgang des Afrika-Handels um 1,6 Prozent. Auch bei den Investitionen erzielt die Bundesrepublik keine Fortschritte; der Bestand deutscher Direktinvestitionen auf dem afrikanischen Kontinent lag 2017 bei etwas über zehn Milliarden Euro.
Die Bilanz der „Compact with Africa“-Initiative ist nüchtern. Zwar haben die zwölf afrikanischen Staaten, die sich an der Initiative beteiligen, ihre ökonomischen Rahmenbedingungen an die Forderungen Deutschlands angepasst; dennoch stagnieren die Investitionen, konstatieren die Autoren einer aktuellen Studie, die von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlicht wurde. Tatsächlich sind nach wie vor nur etwa 800 Unternehmen mit deutschem Kapital auf dem afrikanischen Kontinent tätig; von den übrigen ziehen einer Studie zufolge nur rund 5 Prozent geschäftliche Aktivitäten in Afrika in Betracht. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigt nun an, nicht zuletzt profitable Tätigkeiten in der afrikanischen Landwirtschaft fördern zu wollen: Man müsse Sorge dafür tragen, „dass die Ernährungsgrundlage für Afrika aus Afrika kommt, inklusive der verarbeitenden Industrie der Lebensmittelprodukte“. Merkel ließ unerwähnt, dass die Landwirtschaft in einer ganzen Reihe afrikanischer Länder vor allem durch subventionierte Billigprodukte europäischer Agrarkonzerne schwer geschädigt wird. Zugleich beteuerte Merkel: „Wir wollen nicht über die Köpfe der Afrikaner hinweg sprechen.“ Dass diese Absicht hervorgehoben werden muss, legt den Charakter der deutsch-afrikanischen Beziehungen einmal mehr offen.